Eisiger Sarazene

Er habe die 16° überlebt, die in der Wohnung herrschten, weil der Vater nur zwei Mal täglich kokste, gibt er zum Besten, der eisige Sarazene, seines Zeichens Senator in Berlin. Überlebt schon, aber mit einem Dachschaden, wie es sich nun zweifelsfrei herausstellt. Ursache: Gefrorenes Hirnwasser. Wie weit wollen sie es noch treiben, die Herren? Der andere Parvenue und Spezialdemokrat, der sich von der Sozialdemokratie endgültig verabschiedete, als er sich von seinem Freund Putin in die Gazprom hieven ließ, wird auch bedenkenlos sein Placet geben, wenn russisches Gas dem Ölpreis angeglichen wird. Diesen berührt es sicherlich auch nicht, daß die Putin-Clique in Kürze den Iranern das Raketensystem S 300 mit einer Reichweite von 2500 km liefern will, damit die sich gegen die bösen Juden verteidigen können. Hat er den Radius von 2500 km schon mal abgesteckt? Es heißt jedenfalls, er wolle aus Hannover wegziehen. In die Karibik etwa? Die liegt außerhalb dieses Radius. In den Gräbern August Bebels und Ferdinand Lassales rumort es gewaltig, denn die beiden drehen sich dort nicht nur um, sondern rotieren wie die persischen Zentrifugen. Man ist – bei allen Bedenken – langsam geneigt, La Fontaine und seine Entscheidung, die SPD zu verlassen, zu verstehen. Schande über die Genossenschaft!

Armer alter Mann

Er hat wieder zugeschlagen. Nach der Diffamierung Bob Dylans als „herumzigeunernden Israeliten“ im Jahr 1978 (Erinnerung von Günter Amendt) und seiner „Moralkeulen“-Predigt über den Holocaust am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche fühlt sich der Altmeister Martin Walser jetzt bemüßigt, Bestechung bei Auftragsbeschaffungen und dubiose Manager zu rechtfertigen. Es sei „deutsch bis ins Mark“, Manager hierzulande an den Pranger zu stellen. Über die zunehmenden Korruptionsaffären und manche sich schamlos bereichernde Manager in der Republik kocht aus gesundem Gerechtigkeitsempfinden heraus beileibe nicht nur die Volksseele, sondern es handelt sich, wenigstens bei Bestechung und Bestechlichkeit, nach wie vor um Straftatbestände. Kümmert das den Herrn Literaten nicht mehr? Hat er der abendländischen Werteordnung abgeschworen? Tickt er noch richtig? Oder ist er schlicht und einfach „deutsch bis ins Mark“ geworden? Ach, schreiben Sie doch noch einen Liebesroman, Herr Kollege. Es ist so bittersüß, sich darauf vorbereiten zu können, sich im Alter nochmal richtig zu verlieben und zu verzehren. Geschwätz oder Gesinnung: Derartige Verlautbarungen können viel dazu beitragen, ein in der Gesamtheit sicherlich hervorragendes Lebenswerk infrage zu stellen.

Verkehr und Versammlung

Wie immer kann man die Tragweite der Entscheidung nur verstehen, wenn man sie im richtigen Kontext sieht. Es geht doch nicht um die willkürliche Entfernung durchaus sinnvoller Verkehrsschilder. Wie nämlich soll man die längst fällige Reform des Versammlungsrechts realisieren, wenn man Autofahrern und Fußgängern, die zu Versammlungen wollen, mittels Hinweisschildern zeigt, wo es lang geht? Daß auf dem Weg dorthin Gefahrenquellen en masse drohen? Daß man ruhig schneller als 30 fahren darf? Nein, das eine geht nicht ohne das andere, entweder weg mit den Schildern oder keine Reform. Klar, daß militante Verkehrsschildfetischisten Widerstand anmelden. Sie wollen Schilder einer Nacktschnecke mit Tiefensees Konterfei aufstellen und deren Bedeutung gleich dazu liefern: Was haben die beiden gemeinsam? Antwort: Sie sind überflüssig. Auch ewiggestrige Versammlungs- und Vereinsmeier kündigten Aktionen mit neuen Verkehrsschildern an. Zum Beispiel eines mit den legendären Panzerknackern aus Micky Maus. Erläuterung: Vorsicht, Politiker! Aber man könnte denen ja den Wind aus den Segeln nehmen, die Panzerknacker in eine Pferdedroschke setzen und herauswinken lassen. Das würde symbolisieren, daß man in Zukunft erstens auf Pferdedroschken achten sollte und zweitens keine Angst vor Panzerknackern haben muß. Ach ja, und daß die Panzerknacker zu einer genehmigten Versammlung reisen. Nicht umsonst schrieb schon der große vorchristliche Versammlungsdenker und Verkehrsplaner Concilius: Wo zwei oder drei sich versammeln wollen, sollte man großzügig Irrwege kennzeichnen oder Verkehrsschilder entfernen.

Alte Vettern

Zu Tränen gerührt stehen zwei gestandene Mannsbilder vor den Bildern ihrer Vorfahren. Gerade so, als betrachteten sie wie frisch gebackene Großväter ihre eigenen Nachkommen im Kinderbettchen, unterdrücken sie mit Mühe Urlaute des Entzückens: „Da! Die spitze Nase! Die wenigen Haare! Das bin ich, eindeutig! Dutzi dutzi, du, du!“ Nichts Besonderes? Von wegen. Zwischen den beiden Herren und ihren Vorfahren liegen mindestens 100 Generationen. Dank DNA gelang der modernen Wissenschaft einmal mehr Unerhörtes: Ein lückenloser genealogischer Nachweis von der Bronzezeit bis heute. 3000 Jahre! Vergleichbares schafften bisher nur die ehrwürdigen Kirchenväter, als sie eine direkte Genealogie zwischen dem alten Adam und Jesus von Nazareth herstellten. Ohne DNA, also noch weit bedeutender. Der Kommentator bekennt sich freilich auch zu diesem alten Adam: Zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase, ein Mund, leidlich aufrechter Gang, ein treues Weib an seiner Seite, hin und wieder der Zankapfel der Wahrheit dazwischen. Eine vielleicht vermutete Vetternwirtschaft möchte er hingegen coram publico nicht bestätigen. For more information: „Welt am Sonntag“ vom 13. Juli 2008, Seite 13

Schwellenangst

Unsere Chefgermanisten haben sich, es liegt schon länger zurück, einen Begriff ausgedacht, dessen Handling (ja, sic!) nicht ganz so unproblematisch ist, wie es scheinen mag: Schwellenländer. Sind es Länder, die anschwellen wie Flüsse nach starkem Regen? Oder solche, die sich, monoökonomisch wie Cuba mit seinem Zuckerrohr, ausschließlich durch die Produktion von Bahnschwellen ernähren? Oder hat es doch, nach Sigmund Freuds Fundamentaltheorie, wieder nur mit Schwellkörpern zu tun, weil die Menschen dort gar so fruchtbar sind? Es ist aber doch ganz einfach, weil unsere Chefgermanisten keine Hohlköpfe sind: Die Länder stehen an der Schwelle zum üppigen Wohnzimmer der globalen Kapitalisten. Glauben zumindest diese und merken nicht, daß sie längst nicht mehr allein auf dem weichen Sofa sitzen, noch dazu schon ganz am Rande. Selbstbewußt traten sie auf im Super-G-Achter-Boot, die Schwellenländer und geben mit geschwellter Brust den Ruderschlag an. Vor allem wieder die Chinesen, die gelbe Gefahr. Sie gehen mit gutem Beispiel voran und werden, wie verlautbart, unter dem zu erwartenden Sonnenschein der Olympischen Spiele in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Globus viele ausländische Farbiken schließen, weil Peking selbst vom besten CIA-Radar nicht mehr erkannt wird vor lauter Dreck in der Luft. Ach, du großer Vorsitzender Mao und deine Enkel! Der Westen hat paranoide Schwellenangst. Was hast du angerichtet? Hätte ich nie gedacht von dir. Nein, sowas tut man nicht. Übrigens und zur großen Freude des Kommentators: Das US-Militär schaut auch ab und zu in seine Domain rein. Don´t cry, fellows.

Wachsfigur

Laut SPIEGEL-ONLINE wird gegen den Mann, der Madame Tussauds Hitler in Berlin den Kopf abriß, wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung ermittelt. Aber wir wollen korrekt sein, auch wenn es noch so gut klingt. Der Attentäter hatte vorher einen Museumsmitarbeiter niedergeschlagen.

Zensuren

Schüler benoten Lehrer Einser-Schwemme an Universitäten Hier: Bilaterale Verhandlung eines Grundschülers mit einem Hochschullehrer Schüler: Bei mir steht demnächst der Übertritt ins Gymnasium an, Herr Professor… Professor: Wie interessant! Schüler: Well… da wären gewisse Vorfaktoren zu berücksichtigen… Professor: Nämlich? Schüler: Well, in absehbarer Zeit werden wir uns wiedersehen. Ich könnte Ihnen dann zu Gefallen sein… Professor: Aha, ich verstehe. Schüler: Sie verstehen? Sehr gut. Würden Sie dann bei meinem Klassenlehrer kollegial intervenieren? Es geht da nur um ein paar Zehntel… in Deutsch vor allem… aber auch in Mathe und dem Sachfach… in Englisch bin sehr gut, Fachterminologie im Computerwesen… Professor: Aber selbstverständlich will ich vorsprechen, sehr gerne. Solche Spezialisten sind gefragt. Schüler: Well, vielen Dank, Herr Kollege. Professor: Keine Ursache, Herr Kollege. Bis bald, in acht Jahren dann. Ich freue mich auf gedeihliche Zusammenarbeit… und: Manus manum lavat, nicht?

Hochnotpeinlich

Das Eisen wurde von neuem geschmiedet, und der Kommentator packt es bewußt an der glühenden Seite an. Was ist Folter? Allein die verbale Androhung physischer Pein? Wodurch wird ein Menschenleben geschützt? Allein durch die kriminalistische Befragung wie im TV-Krimi? Wann ist der Zustand der Not am höchsten? Sicherlich, wenn es um ein Menschenleben geht. Die Not war ohne Zweifel am höchsten, als der leitende Beamte im Fall Gäfgen die Androhung unmittelbaren Zwanges anordnete, weil man vermuten konnte, daß das Entführungsopfer noch am Leben sei. Androhung der hochnotpeinlichen Befragung wie im Mittelalter? Da muß man sich trotz der Tragik ein schräges Grinsen verbeißen. Als Wachsoldat im Winter 1968 wurde der Kommentator von einem Oberstleutnant der bundesdeutschen Luftwaffe belehrt, die Anwendung unmitelbaren Zwanges sei zur Abwendung von Gefahren für Leib und Leben, aber auch für Sachen, z.B. Kampfflugzeuge, ein vom Rechtsstaat ausdrücklich geschütztes Vorgehen. Da hätte man sogar ohne Bedenken schießen dürfen, nein, müssen. Heute kann es sich ein gewissenloser, rechtskräftig verurteilter Mörder erlauben, vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen, um das Urteil wegen Androhung unmittelbaren Zwanges anzufechten. Doch auch in Gesamteuropa sieht man das anders. Gott sei Dank. Die Verantwortung für das, was in der dreckigsten Zeit deutscher Geschichte geschah, kann uns niemand abnehmen. Die für gegenwärtiges Unrecht aber auch nicht. Wollte das vielleicht der dann auch verurteilte leitende Beamte erreichen, als er einen Aktenvermerk über seine Handlungsweise anlegte, der schließlich zu seiner Verurteilung führte? Vergleiche mit Guantananmo oder Abu Ghuraib sind jedenfalls aberwitzig. Allerhöchstens hochnotpeinlich, wenn man glaubt, dadurch den deutschen Saubermann-Rechtsstaat belegen zu können. Denn für diesen Augiasstall bräuchte man schon längst einen antiken Herakles. Nota bene: Keinen Hitler!

War der Krieg nun da…

… und alle rannten hin? Man sollte nie den Fehler begehen, mit nur einem Ohr hinzuhören, einerlei, ob generell oder ob man nur ein sommerlich geöffnetes Wohnzimmerfenster oder einen Gerichtssaal passiert. Läßt man in beiden Fällen nicht die nötige Sorgfalt walten, kann man sich sehr schnell in allen möglichen Szenarien wiederfinden, die einem die Seelenruhe rauben. Da wurde geschrieen „Schieß doch, du Depp!“ oder „Greift doch endlich an, ihr Flaschen!“ „Diese Verteidigung bringt uns um den Sieg!“ oder „Linie! Das war Linie!“ Das auf Halbtaubheit empfangene Vokabular ist eindeutig kriegerischem Ohrenschmaus zuzuordnen, hervorgegangen aus dem clausewitz´schen Militärkatechismus: Schießen und Angriff – keine Frage, jeder Schuß ein Russ´; Verteidigung ebensowenig; Linie, da muß man sich erst besinnen, weil das schon etwas moderner ist – logisch, die HKL, die Hauptkampflinie ist gemeint. Sehr häufig hörte man „Stürmer“. Das kennen wir als publizistische Begleiterscheinung einer kriegs- und vernichtungslüsternen Nation. Zum Wohlsein, Europa. Elf Meter: Damit verbinden Kriegsakademiker die Distanz, die ein Erschießungspeloton gegenüber dem Delinquenten, egal ob Vorgesetzter, Partisan, Deserteur, Befehlsverweigerer, Freischärler oder Freiheitskämpfer einzuhalten hat. Abwehr, wer denkt da nicht an Admiral Canaris und seine grauen Feldmäuse? Apropós Feld – Feld was? Die Schlachtfelder von Waterloo oder Stalingrad? Feldherren wie in der Walhalla oder im Invalidendom, Feldschlangen wie im verlorenen Paradies, Feldmarschälle so fett wie der Göring, Feldbetten von Dunlop, ja sogar hochdekorierte Feldgeistliche, die Feldhaubitzen segnen, gab und gibt es. Auf dem Feld der Ehre gefallen: Denkmal, Volkstrauertag, ich hatt´ einen Kameraden, wässrige Augenwinkel alter und junger Veteranen, die auch mal möchten, nur nicht fallen. Achtel-, viertel-, halbfinal, final… Das muß der bekannte Rettungsschuß sein, in Bruchteile zerlegt. Wirkt er dann vielleicht besser, so ähnlich wie Streumunition? Hörte ich mit dem anderen Ohr Spielfeld? Nein, bei allem Verständnis für die kompensative Notwendigkeit von Kriegsspielzeug, aber Kinder haben da nichts zu suchen, viel zu gefährlich. Und doch hockten sie mittendrin und zwitscherten, wie die Alten sungen. Die Tradition muß ja irgendwie bewahrt werden. Der Krieg fand aber nicht nur innerhalb, sondern noch viel mehr außerhalb des Feldes statt, vorher, besonders aber nach dem Krieg. Da tobten kriegsbemalte Kriegsbegleiter, Fans, von Fall zu Fall auch Hooligans genannt, durch die Städte und feierten den Sieg gleichermaßen wie die Niederlage ihres Krieges, indem sie soffen, lachten, weinten oder auch schon mal einiges kurz und klein schlugen wie die Landsknechte des alten Frundsberg. Nach dem wurde schon eine Panzerdivision der Waffen-SS benannt. Die Verwirrung wurde perfekt und man wähnte sich plötzlich vor Gericht statt auf dem Schlachtfeld der nationalen Ehre. Strafraum… hm, das kann nur der Gerichtssaal sein. Anstoß? Ist damit der Stein des Anstoßes, der sozialpsychologische oder soziologische Hintergrund für das verhandelte Verbrechen, die trostlose Kindheit des kannibalischen Messerstechers gemeint? Der Schiwsswssrichter: Was denn nun? Strafrichter, Marinerichter, Scharfrichter? Strafstoß – jeder Stoß ein Franzos´… ohne Zweifel ein Kriegsgerichtsverfahren! Tor, Toooor! Tooooooor! Ogottogottogott, nein, wo bin ich? Im Krieg oder doch schon vor dem Tor des Gerichts, des Jüngsten Gerichts? Man helfe mir aufwachen! Aber nicht doch, es war nur ein Märchen, ein wollüstig-schauriges Sommermärchen. Und Märchen gehen immer gut aus. Wenigstens die der Gebrüder Grimm. Ist es dann, wenn es nicht gut ausgeht, doch kein Märchen, ob Sommer- oder Wintermärchen, sondern, wie Ringelnatz einst sagte, eine Krankheit? Für die Zukunft gilt deswegen rein vorsichtshalber: Ohren richtig auf, beide Ohren. Wenn möglich, auch die Augen. Und dann ganz schnell vorbei an den weit geöffneten Wohnzimmerfenstern, hinter denen anstelle von schmucken Gardinen bunte Fahnen wehen, im Siegesrausch geheult wird oder die Schreie Todwunder oder zum Tod Verurteilter klagend zum Himmel aufsteigen. Sonst springt der aggressive Kriegsgerichtsbazillus heraus auf den einsamen und einfältigen Spaziergänger, der um diese Zeit verwundert das Privileg genießen kann, das Trottoir, die Straße, die Chaussee, ja sogar die ganze Stadt unbeeinträchtigt für sich zu haben. Das allerdings klingt sehr verlockend. Öfter mal Kriegsgericht, Jüngstes Gericht oder wenigstens ein Sommermärchen gefällig?

Eine runde Sache

Es ist keine Frage, daß der Kommentator zu den Blitzmerkern gehört, die endlich mitgekriegt haben, daß es einen neuen Beruf gibt: Global Gangster. Für die, die nicht mehr Deutsch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Feuerländisch oder Suaheli können: Weltverbrecher. Bitte in der jeweiligen Muttersprache nachguugeln. Ein anfängliches Unverständnis des Kommentators gegnüber den Globalisierungsgegnern rührte daraus, daß die Erde seines Wissens schon immer rund war. Zumindest seit Aristoteles. Warum um alles in der runden Welt sollte man da gegen die Rundung sein? Bei Frauen ist man es ja auch nicht. Dabei gab es sie auch schon immer, die Global Gangsters. Im Mittelalter hießen sie zum Beispiel Fugger oder Medici. Nur nannte man sie damals Kaufleute. Sie kauften alles, was nicht niet- und nagelfest, nicht hieb- und stichfest war. Fürsten, Könige, Kaiser, Päpste. Heute kaufen sie auch alles, sogar das, was es noch gar nicht gibt oder angeblich bald nicht mehr gibt: Im Winter die Sommerernte, potentielle Spargelfelder auf dem Mars, in diesem Jahr 2008 das Erdöl bis zum Jahr 2040. Logisch, daß sie auch Weltpolizisten kaufen würden, falls es sie denn gäbe. Weil sie ein Risiko tragen müssen wie jeder wohlerzogene Geschäftsmann, müssen sie beim Preis eben draufschlagen. Es ist also nicht zum Draufschlagen, wie manche glauben mögen in ihrer Naivität. Und weil die Erde eben so eine schöne, runde Sache ist, ist es ganz natürlich, daß es da rund geht. Es sei denn, sie kriegt demnächst scharfe Ecken und Kanten, weil die Profi-Radaubrüder ja überall und unbedingt wieder Randale machen müssen. In unserem reichen Deutschland ist jedenfalls noch keiner verhungert, und ein bißchen schlanke Linie schadet niemandem. Frieren werden wir erst im nächsten Winter – falls der uns nicht wieder so schmählich im Stich läßt. Die Rechnungen für Heizkosten bezahlt schon irgendjemand im Rahmen einer Schuldentilgungsmaßnahme.

50 Jahre Emanzipation

Gespräch zwischen Frau und Mann am Abend Sie: „Ich hoffe, Du hast heute wieder anständig verdient.“ Er: „Ja, Schatzi.“ Sie: „Gut. Dann kannst Du jetzt Deinen Pflichten als Hausmann nachkommen.“ Er: „Ja, Schatzi.“ Sie: „Ich gehe nun aus. Wenn ich morgen früh nach Hause komme, möchte ich nicht gestört werden. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf, wie Du weißt. Er: „Ja, Schatzi.“ Er versucht, heimlich zu lachen. Sie merkt es. Sie: „Ich glaube, Du willst Dich scheiden lassen, was?“ Er: „Ja, Schatzi. Du weißt, ich tue alles für Dich.“ Sie: „Das könnte Dir so passen.“ Er schwieg. Schließlich hatte auch er für ihre Emanzipation gekämpft.

Brüsseler Glühwürmchen – eine Sage aus der klassischen, kaputten Neuzeit

„Es werde Licht!“ sprachen die Strategen des gesamteuropäischen SPAR– Konzerns in Brüssel, fingen alle Glühwürmchen ein, steckten sie in Brand und sagten:“Seht, Leute, so spart man Strom.“ Alsdann recycelten sie – Schande über dieses Wort – megatonnenweise Altfett, gossen es in Kandelaber, lobten das warme Licht über den Schellenkönig, erfreuten sich jedoch hauptäschlich an dessen Bratengeruch. Wie weiland der Rat der Stadt Schilda erließen sie eine Verordnung, daß jeder mündige männliche Bürger einen Kerzenstummel an seinem Hut zu befestigen hatte, wenn er mit Frau Gemahlin zum Abendspaziergang aufbrechen wollte. Die Kristallüster in den Schlössern des bayerischen Märchenkönigs wurden alle mit Sparglühwürmchen bestückt. Doch die Guglmänner Seiner Majestät stürmten in hellen Scharen in die SPAR-Metropole und rächten die Schmach. Soweit die Sage. Heizöl, Benzin und Licht braucht jeder. Letzteres nur die Dunkelmänner nicht. Welche Lampadores da wieder ihre Finger im Spiel hatten, ist unschwer zu erraten. Wir empfehlen den SPAR-Meistern den Genuß der guten Williams-Birne in flüssiger Form. Dann werden endlich die Köpfe leuchten. Im übrigen lernt jeder sparsame Schimpanse vor dem ersten Griff zur Banane die sachgerechte Bedienung eines Lichtschalters: Ein, aus, ein, aus, ein, aus…
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