Strategie der Genialiät
Den Chinesen konnte man leider keinen übersteigerten Bedarf an Rindfleisch anhängen, weil die nur Hunde und Schlangen essen. Den Indern noch weniger, denn denen ist die Kuh heilig. Was lag da näher, als eine Krankheit zu finden? Und ruckzuck war er da, der Rinderwahnsinn. Tausende Tonnen von Rindfleisch konnten aus dem Markt genommen werden, und die Menschen atmeten erleichtert auf, denn die Steaks waren viel zu billig geworden. Was billig ist, hat keinen Wert, definiert ein Marktgesetz es treffend. Der Markt war deshalb noch viel erleichterter als die Steak-Esser, denn jetzt stimmt der Preis wieder. Rindfleisch wurde um 28% teurer. Wir können also getrost abwarten, welche Resultate Schweinepest und Vogelgrippe demnächst erbringen.
Wie aber wird man in absehbarer Zeit mit dem Marktfaktor Mensch umgehen? Das probateste Mittel war bisher ohne Zweifel der Krieg. Der letzte große, der II.Weltkrieg, nahm immerhin 50 Mio vom Menschenmarkt. Das erscheint heute als nicht mehr ausreichend.
Die wirksamste, die Nuklearbereinigung, würde freilich ein nicht berechenbares Restrisiko für die Bereiniger selbst bergen, auch wenn 2000 überlebten. Das gab es nämlich schon mal, wie wir staunend erfahren dürfen. Nicht durch die Atombombe, sondern durch längere Trockenperioden. Damals, das war vor 70 000 Jahren, wurde die Menschheit bis auf 2000 dezimiert (Quelle: American Journal of Human Genetics). Das genügte vollauf, wie wir sehen können. Aber wer überlebte?
Voraussichtlich werden sich die Strategen der Genialtät auf ein Kombi-Pack einigen: Lokale Kriege, Krebs, Pest, Wahnsinn und Grippe in einem. Entsprechend dosiert, würde es gezielt die Welt der Karnickelmenschen treffen, von denen einst Ihro Durchlaucht Gloria von Thurn und Taxis in unverhohlener, neidvoller Bewunderung sprach.
Völker, hört die Signale!
Der Aphoristiker macht Sprüche, aber er drischt keine
Die sokratische Selbsterkenntnis Ich weiß, daß ich nichts weiß bedeutet, daß ich nicht wissen kann, daß ich nichts weiß.
Darüber werde nun irre, wer wissend sein will.
(W. Weglehner)
O ungnädige Ordnung! Schaffe mir ein Schränkchen, in dem ich alle Unordentlichkeiten ordentlich finden kann!
(W. Weglehner)
Man(n) soll der Frau den Vortritt lassen, weil sie sonst nachtritt.
(W. Weglehner)
Siebengescheit mulitpliziert mit neunmalklug ergibt dreiundsechzigmal dumm
(W.Weglehner)
Ideologie kann selbst durch fortgesetztes Überdenken nicht entideologisiert werden.
(W.Weglehner)
Wo die Göttlichkeit wirkt, geifert das Böse bereits um die Ecke. Wenn aber das Böse wirkt, ist das Auge der Göttlichkeit besonders wachsam.
(W.Weglehner)
Das Gute sitzt inmitten des Bösen so unauffällig wie der Apfel im Nußbaum. Deshalb hat das Böse ein leichtes Spiel mit ihm.
(W. Weglehner)
Am meisten liebt der Mensch seine Gewohnheiten. Deshalb fürchtet er den Tod, der den Gewöhnlichkeiten des Lebens ein Ende bereitet.
(W. Weglehner)
Der Willensschwache zeigt nur dann Willen, wenn er etwas zu tun verweigert, das ihm Willenskraft abverlangen könnte.
(W.Weglehner)
Berechenbar ist der Unberechenbare einzig darin, daß er das, was er mit Getöse verkündet, nicht tun wird.
(W. Weglehner)
Gott hat den Menschen soviel Verstand gegeben, daß sie blöde werden in ihrer Klugheit.
(W. Weglehner)
Ein Esel muß seinem Herrn ewig dankbar sein für die Schläge, die er von ihm bekommt. Wie sonst nämlich lernte er, sich zu ducken?
(W. Weglehner)
Der permanente Sieger gleicht dem ewigen Verlierer: Über kurz oder lang bringt er im besten Fall Unheil über sich, im schlechtesten über die Welt.
(W. Weglehner)
Der Kopf, der seinen Meister bereits in der Jugend gefunden hat, wird später selten einen Schädelbruch erleiden.
(W. Weglehner)
Mit Schmutz versteht der am besten zu schmeißen, der mittendrin sitzt, weil er reichlich davon hat.
(W. Weglehner)
Wer mit gutem Beispiel voranschreitet, kann sich vor allzu heftiger Verfolgung sicher wähnen.
(W. Weglehner)
Nur aus Höflichkeit gebraucht man bei herrischen Damen nicht das treffende zugehörige Eigenschaftswort; denn dann hieße es: Sie sind damisch.
(W. Weglehner)
Die genauesten Meßergebnisse der Einsamkeit liefern Höhe und Aufschlüsselung der Telephonrechnung.
(W. Weglehner)
Lege dein bestes Kleid an, bevor du dir ein neues zu kaufen gedenkst.
(W. Weglehner)
Iß dich satt, bevor du zum Fleischer gehst.
(W. Weglehner)
Hinsichtlich der Begreifbarkeit des Ewigen Gottes unterscheidet sich das menschliche Gehirn nicht von dem des Regenwurmes.
(W. Weglehner)
Der Rattenfänger von Hameln vermochte nichts weiter als eine schöne Melodie zu spielen.
(W. Weglehner)
Dem Tauben auf dem Dach kann die Schnarchende im Bett nichts anhaben.
(W. Weglehner)
In der Jugend sind die Jahre so unwichtig, daß sie schnell vergehen sollen. Im Alter werden sie so wichtig, daß sie von selbst schnell vergehen.
(W. Weglehner)
Es gibt Menschen, die nur einer Fliege nichts zuleide tun können.
(W. Weglehner)
Nur wenige Begnadete werden am Ende der Zeit erfahren dürfen, daß sie nicht in allem irrten.
(W. Weglehner)
Gib dem Kind einen unverständlichen Namen, und man wird dich einen Gelehrten heißen.
(W.Weglehner)
Wer lustvoll den Keim des Unfriedens im Herzen hegt, hat keine andere Absicht als sich zeitlebens an den Früchten des Krieges zu delektieren.
(W. Weglehner)
Noch nie war etwas so leer wie das, was man heute in der deutschen Sprache als voll, noch nie etwas so unerotisch, was man als geil bezeichnet.
(W. Weglehner)
Nur solange genug da ist, hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus.
(W. Weglehner)
Der einzige, der von Überproduktionskrisen profitiert, ist der Geburtshelfer.
(W. Weglehner)
Unter der in absehbaren Tagen zu erwartenden Unsterblichkeit wird am meisten das Bestattungsgewerbe leiden.
(W. Weglehner)
Du kannst das schärfste Adlerauge ohne Sinn nach dem rechten Weg befragen, wenn du ihn nicht zu gehen bereit bist.
(W. Weglehner)
Die Parlamentarische Demokratie ist die Staatsform des Wohlstandes. Gibt die heilige Kuh einstens keine Milch mehr, wird sie um des Profits einiger weniger flugs geschlachtet, und aus ihrem Gerippe sprießt die Diktatur der Räuber und Mörder.
(W. Weglehner)
Weisheit ist, unabhängig von Intelligenz und Alter, die Summe aller bösen Erfahrungen.
(W.Weglehner)
Mit manchen Frauen ist es wie mit einem Abführmittel – am besten, man braucht keines.
(W. Weglehner)
Ein Mann für alle Fälle ist in jedem Fall ein Esel.
(W. Weglehner)
Man propagiert den Bildungsnotstand und wird den Notstand der Gebildeten schaffen.
(W. Weglehner sen.)
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, zuviel Nachsicht der Elefant im Porzellanladen.
(W. Weglehner)
Die schärfste Waffe im Kampf des deutschen Kapitalismus gegen den deutschen Sozialismus war die Banane.
(W. Weglehner)
Das Scheitern des Kapitalismus ist durch seine inneren Widerspürche vorgezeichnet. Er wird von seiner eigenen Habgier aufgefressen werden.
(W. Weglehner)
Derjenige, der die Karten mischt, hat – vorerst – die besseren.
(W. Weglehner)
Das Ende der Nahrungskette: Mensch frißt Mensch.
(W. Weglehner)
Die letzte Fehleinschätzung des weise Gewordenen ist, die Jungen vor den Fehlern, die er selbst einst machte, bewahren zu können.
(W. Weglehner)
Der Kluge ist mindestens so dumm wie der, den er für dumm hält.
(W. Weglehner)
Wer übermäßig von Arbeit spricht, führt nichts anderes im Sinn, als diese anderen aufzuhalsen.
(W. Weglehner)
Geht hin, ihr vernünftigen Spötter der Göttlichkeit, und zählt die Sandkörner am Meeresstrand. Dann habt ihr eine Aufgabe, die eurer Vernunft würdig ist.
(W. Weglehner)
Vom Menschen kann der Neue Mensch nicht geschaffen werden. Beißen wir daher auf die Zähne und begnügen uns mit dem alten – einschließlich unser selbst.
(W. Weglehner)
Kann dem, der unter schlimmen Zahnschmerzen leidet, die vielleicht noch schlimmere Migräne eines anderen ein Trost sein?
(W. Weglehner)
Die größten Radioteleskope vermitteln nichts anderes als blinde Brillengläser von Amöben.
(W. Weglehner)
Die einzige Wahrheit in der Welt war, ist und bleibt die Lüge.
(W. Weglehner)
Blauäugige Toleranz hat die Sprengkraft eines Schleudersitzes.
(W. Weglehner)
Wer sich zu lange vor die Haustür kacken läßt, wird nicht umhinkommen, irgendwann hineinzutreten.
(W. Weglehner)
Die Organe des Geldzählers gleichen den Einzelteilen einer Vakuumpumpe.
(W.Weglehner)
Bevor du auf Brautschau gehst, junger Springbock, beehre die Dirne.
(W. Weglehner)
Schnee räumen im Sommer kann jeder; Gras mähen im Winter ist hingegen eine echte Kunst.
(W. Weglehner)
Wer zu lange rührt, wird am Ende selbst zu Butter.
(W. Weglehner)
Wenn junge Hunde kämpfen, brechen keine Zähne aus.
(W. Weglehner)
Solange es Meinungsmacher gibt – also immer – wird einer, der eine eigene Meinung hat, sich der Angriffe jener erwehren müssen.
(W. Weglehner)
Heureka, ich hab´s gefunden, rief der Faulpelz, das Gesetz der Überwindung der Masse beeinflussen zu wollen, ist und bleibt eine Illusion!
(W. Weglehner)
Man kann kaum glauben, wie groß der Unterschied zwischen Dein und Mein und Mein und Dein ist.
(W. Weglehner)
Die Diplomatie, die allenthalben als Krönung der Klugheit gefeiert wird, ist die hinterhältigste Erscheinung von Lug und Trug.
(W. Weglehner)
Wer lange prüft, wird sich gerade deshalb am Ende nicht binden.
(W. Weglehner)
Könige der Börsen werden die, die am übelsten furzen können.
(W. Weglehner)
Allein die Mode vermag die Welt zu ändern: Früher trugen nur Männer Hosen, heute haben die Frauen sie an.
(W. Weglehner)
Wie soll der Ochs einen Esel belehren, wenn noch nicht einmal die Wissenschaft herausgefunden hat, wer von beiden der Klügere ist?
(W. Weglehner)
Was nützt es, die Schauspieler auszutauschen, wenn die Komödie, auf sie geschrieben, eine Schmiere ist?
(W. Weglehner)
Prasse in der Zeit; Diebstahl in der Not gilt als Kavaliersdelikt, rät der Ganove.
(W. Weglehner)
Wundere dich nicht über den kleinen Mann, dem es gelingt, groß zu werden.
(W. Weglehner)
Der beste Philosoph hat sein Leben nicht im Elfenbeinturm, sondern auf der Straße verbracht, wo er die Menschen kennenlernte.
(W. Weglehner)
Das geheimnisumwitterte Marktgesetz von Angebot und Nachfrage bedeutet nichts anderes, als daß Bedürfnisse schamlos ausgenützt werden.
(W. Weglehner)
Wer von der Hand in den Mund lebt, muß gewärtig sein, daß diese eines Tages so hohl wird wie sein Kopf und den hungrigen Mund nicht mehr füllen kann.
(W. Weglehner)
Beim Geld an der Börse ist es wie mit dem Wasser: Beim einen verdunstet und verdampft es, beim anderen kommt es als Platzregen wieder zum Vorschein.
(W. Weglehner)
Ein Paradoxon des Geldmarktes ist, daß gleichzeitig mit der sinkenden Kaufkraft der Wert des Geldes bei denen steigt, die nicht viel davon haben.
(W. Weglehner)
Für den aus guten Gründen einsilbig Gewordenen bedeuten bereits zwei Silben unnützen Geschwätzes eine Tortur.
(W. Weglehner)
Vernmünftig haushalten heißt nichts weiter, als die vier Grundrechnungsarten zu beherrschen und dabei vor allem Plus und Minus unterscheiden zu können.
(W. Weglehner)
Nur der unverbesserlich Boshafte nützt das Eingeständnis eines Fehlers des Reuigen für sich.
(W. Weglehner)
Lerne aus den trüben Stunden und sie schmelzen zu Minuten, bewahre die glücklichen Augenblicke im Herzen und sie werden zur Ewigkeit.
(Astrid Schuricht)
Leider dauern die trüben Stunden meist länger als eine kleine Ewigkeit.
(W. Weglehner)
Über das Disputieren
Als ich ein Kind war, verboten mir Lehrer das Reden. Als ich Menschen überzeugen wollte, bedrohte man mich. Als ich selbst Lehrer geworden war, verpaßte man mir einen Maulkorb. Wenn ich alt geworden bin, wird man mich als Schwätzer abtun.
(W. Weglehner)
Erst wenn die Seele die Windungen ihres Gefängnisses, das einer Walnuß gleicht, verläßt, wird der Geist verstehen.
(W. Weglehner)
Wer schwatzhafte Gesellschaften meidet, braucht sich nicht darum zu scheren, was man dort in seiner Abwesenheit über ihn redet.
(W. Weglehner)
Nicht nur Kleider, auch Preise machen Leute.
(W. Weglehner)
Ein Junger, der über das Leben schreibt, hat es noch vor sich, mag er auch ein Genius sein. Ein Alter, der über das Leben schreibt, hat die Grobheiten, die es birgt, hinter sich.
(W. Weglehner)
Am Ende einer langen und eifrigen Wissenserweiterung wartet die niederschmetternde Erkenntnis um die Ohnmacht.
(W. Weglehner)
Nichts kann die Ängste, aber auch die Hinterhältigkeit eines Menschen besser verbergen als die Sonnenbrille.
(W. Weglehner)
An Moral findet man in der Politik soviel wie von Salomos Hohem Lied im Augiasstall.
(W. Weglehner)
Wer selbst nicht Bräutigam ist, kann leicht Hochzeit feiern.
(W. Weglehner)
Was ein Mensch richtig macht, muß in gleicher Weise gewürdigt werden wie das angegriffen wird, was er falsch macht.
(W. Weglehner)
Vieles ist machbar, heißt es; doch vom Vielen das Meiste nicht.
(W. Weglehner)
Cognosco non cognosco. (Ich kapiere, daß ich nichts kapiere.)
(W.Weglehner)
Wer glaubt, im Alter weise geworden zu sein, ist töricht geblieben.
(W. Weglehner)
Der Freudlose ist durchaus nicht ohne Freude, ergötzt er sich doch an seiner Schadenfreude.
(W. Weglehner)
Meine Mutter zog mir keine Handschuhe an, mein Freund. So gib du mir deine, damit ich nicht friere.
(W. Weglehner)
Frauen bewegen die Welt…
(Iris Berben)
… mit ihrem Unterleib. Männer nicht weniger.
(W. Weglehner)
Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, daß das Tier vernunftbegabt ist, denn es lebt nach seinen Fähigkeiten und nach seinen Bedürfnissen.
(W. Weglehner)
Geduld und Ungeduld sind wie ein heillos zerstrittenes Zwillingspaar. Gab es je eine Möglichkeit, sie aneinander zu versöhnen?
(W. Weglehner)
Eine schlimme Seelenkrankheit der Gegenwart ist der moderne Rationalismus. Er macht den Menschen überheblich, neunmalklug, selbstsüchtig, gefühlsarm und resistent gegen jegliche Selbstkritik.
(W. Weglehner)
Das Groß-Hirn des Klein-Schmidt, der sich Mensch nennt, hat nicht einmal sich selbst im Griff. Wie soll es jemals verständig sein?
(W. Weglehner)
Das Unwort der Philosophie ist „Warum“. An ihm zerreißt die lange Kette der Erkenntnis.
(W. Weglehner)
Die Wahrheit ist das Schlimmste, das der Mensch dem Menschen antun kann.
(W. Weglehner)
Wetter ist nicht gleich Klima, aber Klima ist die Summe von Wetter.
(W. Weglehner)
Wer sich nur mit den ihm angenehmen Ideen beschäftigt, wird in sämtliche Fallen tappen, die ihm diese stellen.
(W. Weglehner)
Leistung muß sich wieder lohnen! sagte der Autor, der in zehn Jahren 30 Bücher geschrieben hatte, verbrannte die Manuskripte und heuerte bei der städtischen Kanalisation als Aushilfstaucher an.
(W. Weglehner)
Bitterkeit ist das Ergebnis böser Erfahrungen, Nachsicht das der guten; beide zusammen erschließen die Weisheit – vielleicht.
(W. Weglehner)
Den Kopf unterm Arm zu tragen, macht das Leben auch nicht einfacher. Es sei denn, man ist dann, wie behauptet wird, wirklich schon tot.
(W. Weglehner)
Nur im horizontalen Gewerbe hört beim Geld die Freundschaft nicht auf.
(W. Weglehner)
Ihr Frauen, seht euch nicht um in den Geschäften nach etwas, das ihr braucht, sonst braucht ihr etwas, das ihr nicht braucht.
(W. Weglehner)
Jung gefreit, nie bereut? Junger Freier – das wird teuer.
(W. Weglehner)
Sehen wir ab von der Angst vor dem Verhungern, so ist die Gier der Versuch des Ausgleichs eines Persönlichkeitsdefizits durch Raffen von Reichtümern und deren Zurschaustellung, mit einem Wort: Angeberei.
(W. Weglehner)
Solange der Igel nicht ohnmächtig ist, ist der Fuchs nicht mächtig.
(W. Weglehner)
Wer als Kind nie richtig kniefällig wurde, wird sich zeitlebens die Schienbeine aufschlagen.
(W. Weglehner)
Manch laues Fürzlein zieht eine gewaltige Schlammlawine nach sich.
(W. Weglehner)
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß; was ich weiß, sollte mich längst kalt lassen.
(W. Weglehner)
Seit der Einführung der Fühlbarkeit von Temperaturen friert und schwitzt es sich wesentlich leichter.
(W. Weglehner)
Gerade diejenigen, die die Wahrheit am lautesten beschwören, sind die schamlosesten Lügner.
(W. Weglehner)
Nachdem der alte Esel seinem Herrn davon gelaufen war, machte er Katzenmusik und praßte Diebesgut.
(W. Weglehner)
In der Zeit der Blüte ihrer Jugend ihre liebste Minne, wird der Spiegel den Frauen im Alter zum Hauptärgernis.
(W. Weglehner)
Erst schlechte Zeiten offenbaren, wie menschlich und demokratisch eine Gesellschaft in Wirklichkeit ist.
(W. Weglehner)
Die Erinnerung, ob gut oder schlecht, ist Gift für Gegenwart und Zukunft, weil sie über die Maßen verherrlicht oder verfinstert.
(W. Weglehner)
Unser Weg heißt Mut, Übermut, Hochmut. Stünden Großmut und Demut am Anfang, könnten wir uns Fall und Kleinmut ersparen.
(W. Weglehner)
Selig sind die Ignoranten, denn proportional mit dem Wissen wächst die Verzweiflung.
(W. Weglehner)
Der normale Mensch verhält sich wie eine Wespe; solange man nicht nach ihr schägt, sticht sie nicht.
(W. Weglehner)
Befehl und Gehorsam können das Verhalten des normalen Menschen ganz erheblich verändern; er sticht, ohne daß man nach ihm schlägt.
(W. Weglehner)
Wenn ich morgens aufstehe, ist es Montag; lege ich mich abends nieder, ist es Sonntag. Das Geheimnis dazwischen nennen wir Zeit.
(W. Weglehner)
Die Publikation des kleinen Mannes ist der Leserbrief.
(W. Weglehner)
Die Einfachheit des vermeintlich Schlichten gebiert oftmals mehr Vernunft als die Kompliziertheit des scheinbar Klugen.
(W. Weglehner)
Geld regiert die Welt, sprach die Binse in ihrer grenzenlosen Weisheit und hatte Recht – wie immer.
(W. Weglehner)
Hebe zuerst das Schwere, dann wird dir alles andere leicht vorkommen.
(W. Weglehner)
In seiner Neugier unterscheidet sich der Mensch nicht von der Kuh auf der Weide. Deshalb ist es so leicht, ihn zu belügen.
(W. Weglehner)
Wer von Menschenrassen spricht, braucht sich nicht zu wundern, wenn man ihn einen Pinscher nennt.
(W. Weglehner)
Wer sich dazu durchgerungen hat, mit dem Frieden in sich selbst einverstanden zu sein, wird bald auch mit anderen in Frieden leben.
(W. Weglehner)
Hochmut und Absturz verhalten sich zueinander wie Knall und Fall. Es dauert nur etwas länger.
(W. Weglehner)
Die Pluralität einer Gesellschaft zeigt sich auch daran, daß jeder seine Meinung unter die Leute bringen kann, selbst wenn diese noch so aberwitzig ist.
(W. Weglehner)
Je mehr Tränen deines Geistes du rechtzeitig ausschüttest, junger Mensch, desto weniger mußt du im Alter vergießen.
(W. Weglehner)
Der Charakterlose braucht sein Gesicht nie zu verstecken, weil er eine schäbige Maskerade lebt.
(W. Weglehner)
Wo es keine Heiligen gibt, ist auch kein Platz für Scheinheilige. Dort aber, wo viele Scheinheilige sind, sollten sie auf ihre Heiligen achten.
(W. Weglehner)
Wer von Heil spricht, muß nicht zwangsläufig Hitler oder andere Schurken meinen.
(W. Weglehner)
Millionär zum Tellerwäscher: Ich war auch mal Tellerwäscher.
Tellerwäscher zum Millionär: Ich war auch mal Millionär.
(Fritz Witz, Erfinder des Witzes; Witz hier in Kurzfassung)
Die Grille sorgt nicht weniger als die Ameise. Nur nicht für eine Königin.
(W. Weglehner)
Wer Gerechtigkeit lernen will, muß Unrecht erfahren haben.
(W. Weglehner)
An die Stelle der Wissenschaft ist die Besserwisser-Schaft getreten,
(W. Weglehner)
Es heißt, der Faule wird am Abend fleißig. Deshalb bekommt der Nachtschichtarbeiter auch mehr Lohn.
(W. Weglehner)
Wer dem Selbstzweifel keinen Raum läßt, ist vom Wahn des Hornviehs, sei es Ochs, Hirsch oder Ziege, nicht weit entfernt.
(W. Weglehner)
Dem arme Poeten von einst war es wenigstens vergönnt, in seinem kargen Bett zu siechen. Der Schriftsteller der Gegenwart kommt nicht umhin, sogar für seine eigenen Sargnägel bei der Müllabfuhr zu malochen.
(W. Weglehner)
Der Sinn des Lebens ist erst nach dem Leben erkennbar,
(W. Weglehner)
Zuerst betrachtete man das Herz als Sitz des Verstandes. Dann glaubte man lange Zeit, es sei das Hirn. Langsam beginnen einige zu begreifen, daß alles im Arsch ist.
(W. Weglehner)
Größenwahn ist das Los des Wurms, dem es verwehrt ist zu erkennen, daß das, was er glaubt, endlich rreicht zu haben, andere größenwahnsinnige Würmer längst vor ihm erreichten.
(W. Weglehner)
Koste nicht von den Tränen des Weibes, weder von den guten noch von den schlechten, denn sie werden dir gehörig die Suppe versalzen.
(W. Weglehner)
Die Macht der Frau über den Mann vermindert sich parallel zu der Abnahme der männlichen Keimzellenproduktion.
(W. Weglehner)
Was sich liebt, das neckt sich; was sich neckt, bekriegt sich bald.
(W. Weglehner)
Man kaufe nur einen Geldbeutel, in dem das Geld schon drin ist.
(W. Weglehner)
Wie demokratisch können Demokraten sein, die Diktatoren unterstützen?
(W. Weglehner)
Ab einem bestimmten Zeitpunkt bleiben Frauen die Tage aus, und Männer kommen in die Jahre.
(W. Weglehner)
Einer der wenigen wesentlichen Unterschiede des Menschen zum Affen besteht darin, daß der Mensch Unheil ersinnen und dies entweder verschweigen oder sich lautstark damit brüsten kann
(W. Weglehner)
Nisi tacuisses, veritatis amicus mansisses. (Hättest du nicht geschwiegen, wärst du ein Freund der Wahrheit geblieben.)
(W. Weglehner)
Das Himmelreich des Irdischen ist sein Schneckenhaus.
(W. Weglehner)
Es gibt Menschen, die nicht wissen, was Fußball ist. Wie sollen die wissen, was Damenfußball ist?
(W. Weglehner)
Wer Hiob nicht versteht, muß selbst Hiob werden.
(W. Weglehner)
Wo Besitz ist, streichen die Hyänen.
(W. Weglehner)
Den Kleidern, die Leute machen, haben sich Worte aus Plastik beigesellt.
(W. Weglehner)
Nur an offenen Gräbern wird noch mehr gelogen als vor Gericht.
(W. Weglehner)
Aus Vorschußlorbeeren kann leicht ein Schuß in den Ofen werden.
(W. Weglehner)
So verspürte ich immer eine verzehrende Sehnsucht und wußte doch nie, wonach.
(W. Weglehner)
Die Frauenbewegung des 21. Jahrhunderts hat sich auf die Fahnen geschrieben, überflüssige Dummheiten der Männer nachzuahmen.
(W. Weglehner)
Wenn ich morgen nicht gestorben bin, müßte ich im Prinzip heute noch leben.
(W. Weglehner)
Selbst wenn nichts klar ist, so ist zumindest doch klar, daß nichts klar ist.
(W. Weglehner)
Der wahre Philosoph sagt nie: So ist es!, sondern: So könnte es vielleicht sein.
(W. Weglehner)
Die Konsumüberzeugungsdiktatur läßt vor allem Frauen finden, was sie nie gesucht haben.
(W. Weglehner)
Der Meinungsmacher sagt nicht, was er meint, weil er nicht meint, was er sagt.
(W. Weglehner)
Weil dem Mann von der Natur als oberste Prämisse die Arterhaltung vorgeschrieben ist und er auch nicht unter übermäßigen Hormonstörungen zu leiden hat, verhält er sich dem Weibe gegenüber zunächst gutmütig.
(W. Weglehner)
Wir Menschen haben uns in unserer Selbstherrlichkeit zum Ebenbild Gottes gemacht. Danach müßte Gott ganz schön dumm sein.
(W. Weglehner)
Geheimniskrämerei ist der Nährboden für Gerüchte, Legenden und üble Nachrede.
(W. Weglehner)
Gender!
o wie schrecklich.
Sagt doch wieder:
Love me tender.
(W. Weglehner)
Je höher die Kultur, desto schlimmer ihre Entgleisungen.
(W. Weglehner)
Vielleicht ist das hartnäckige Festhalten vieler Menschen an Gewohnheiten, auch üblen, nichts weiter als die Angst, etwas zu verlieren.
(W. Weglehner)
Die eigene Erfahrung ist die alleinige Quelle der persönlichen Weisheit.
(W. Weglehner)
Warum nur haben wir Menschen so Angst vor dem Sterben? Sind wir die ersten, die gestorben sind? Der Neandertaler ist ist sogar ausgestorben, alle Achtung vor ihm.
(W. Weglehner)
Die Zeit ist da, daß die Menschen wieder den Überlebenskampf lernen. Nicht gegeneinander, sondern gegen die eigene Bequemlichkeit und Trägheit. Aber es war schon immer am einfachsten, vom anderen zu nehmen ohne dafür zu geben.
(W. Weglehner)
Was tun mit all unserem Wissen? Ach, erwarten wir getrost den Tag, der uns an den Ort des Friedens bringt und schütten es aus neben den Hügel scholliger Erde, damit es dort verwese, ohne uns zu beschweren.
(W. Weglehner)
Je kleiner der Hund, desto spitzer die Zähne.
(W. Weglehner)
Die Leiste geht so lange zu Wasser, bis sie bricht.
(W. Weglehner, Spruch für einen leistenbrüchigen Wassersüchtigen)
Wenn wir fragen: Wer fängt wen, die Maus den Speck in der Falle oder der Speck die Maus in der Falle, so werden wie die Antwort vom gemeinsamen Nenner bekommen.
(W. Weglehner)
Frieden! Frieden jetzt! schrie der Eine, der dem Anderen ordentlich eine gebrettert hatte.
(W. Weglehner)
Madame Musica Antiqua umschmeichelt Herz und Gemüt. Medusa Musica Viva treibt den Menschen ins Tollhaus.
(W. Weglehner)
O wären doch manche Menschen nicht blind und taub, dafür aber wenigstens stumm.
(W. Weglehner)
Nicht das Gerücht, sondern das angebliche Körnchen Wahrheit daran ist Sinn und Zweck.
(W. Weglehner)
Wenn ihr Herr furzt, freuen sich die Esel, weil sie glauben, reich beschenkt worden zu sein.
(W. Weglehner)
Hass ist das Ende langen Zorns.
(W. Weglehner)
Nur ein Esel fragt den Krämer nach der Güte seiner Ware.
(W. Weglehner)
Es heißt heute, wer länger lebt, soll auch länger arbeiten.
Müßte er dann aber nicht auch kürzer tot sein dürfen?
(W. Weglehner)
Wird einer vom Millionär zum Tellerwäscher, so hat er die besten Voraussetzungen, Millionär zu werden.
(W. Weglehner)
Irgendwann macht der ewige Sündenbock von seinen spitzen Hörnern Gebrauch.
(W. Weglehner)
Stelle der durstigen Kuh einen Eimer Bier hin: Sie wird es dir nicht danken, weil sie von Natur aus vernünftig ist.
(W. Weglehner)
Wer mit zwei lachenden Augen geht, braucht sich um sein weinendes Hühnerauge nicht zu scheren.
(W. Weglehner)
Wenn dich eine Blume küßt,
schau vorher auf die Preiselist´.
(W. Weglehner)
Ein „danach“, einerlei auf welchem Gebiete, gibt es für den Mann nicht, weil die Frauen immer das letzte Wort und die Männer das Nachsehen haben. Einzig Berlusconi soll es einmal gelungen sein zu fragen: Nun, wie war ich?
(W. Weglehner)
Als sicher kann im Leben nur gelten, daß das, was vorkommt, immer wieder mal vorkommt, komme auch vor, was da wolle.
(W. Weglehner)
Warum sollte im Leben irgend etwas umsonst gewesen sein, wenn doch alles etwas kostet?
(W. Weglehner)
Gott braucht keinen Staat, denn sein ist das Reich.
(W. Weglehner)
Das Ergebnis der Französischen Revolution war neben der Befreiung vom feudalen Joch auch die Etablierung des plebejischen Mobs.
(W. Weglehner)
Geld negiert die Welt.
(W. Weglehner)
Allenthalben lobt man die Metzger, doch vom Schlachtvieh spricht keiner.
(W. Weglehner)
Positiv denken heißt für den todgeweihten Kranken, eine fröhliche Freundschaft mit Gevatter Hein Bleichbein zu beginnen.
(W. Weglehner)
Die Psychologie sagt, man müsse sich unaufgearbeiteten Traumata stellen. Doch stinkt nicht der aufgewühlte Mist genauso wie der ursprüngliche?
(W. Weglehner)
Wenn der eifrige Forscher zu forsch forscht, geht er fehl in seiner Forschung. Das gilt insbesondere für den Nachbarschaftsforscher.
(W. Weglehner)
Die Wahrheit verstrudelt in der Vielzahl von Meinungen.
(W. Weglehner)
Jede nicht abgegebene Wählerstimme sei verloren, sagen die Wählerstimmenfänger. Richtig ist jedoch, daß jede abgegebene Wählerstimme verloren ist.
(W. Weglehner)
Ideologien und Dogmen dienen ausschließlich der Unterdrückung der Individualität.
(W. Weglehner)
Das Vernünftigste, das ein Mensch in seinem Leben lernen kann, ist heitere Resignation.
(W. Weglehner)
Der geschenkte Gaul wird am peinlichsten geprüft.
(W. Weglehner)
Selig, wer sich nicht erinnert, denn Erinnerung schmerzt.
(W. Weglehner)
Der klassischen Musik das Tempo der Gegenwart aufzuzwingen ist so verwegen wie einen Rembrandt oder Canaletto mit Graffiti-Motiven zu verhunzen.
(W. Weglehner)
Arbeit ist der Eingriff in die Freiheit des Faulpelzes.
(W. Weglehner)
Was eine Silbermann unter den Orgeln ist, ist die Fender Telecaster unter den Gitarren.
(W. Weglehner)
Ein wahres Vergnügen ist es, durch ein Kaufhaus zu schlendern um sich anzuschauen, was man alles nicht braucht.
(W. Weglehner)
Haben die Klügeren tatsächlich immer nachgegeben oder sind wir alle dumm geworden, weil überall wieder die Ganoven das Sagen haben?
(W. Weglehner)
Viele Menschen sind mit einem so guten Gehör ausgestattet, daß sie jeden Furz hören. Wie der Furz klingt, verstehen sie hingegen nicht, weil sie das innere Hören nicht haben.
(W. Weglehner)
Am meisten empört sich der Betrüger, wenn er selbst betrogen wird.
(W. Weglehner)
Wer kann ernsthaft von politischer Korrektheit schwadronieren, wenn Politiker Verbrecher sind?
(W. Weglehner)
Scheitert femina sapiens an ihrem eigenen Herrschaftsanspruch, wird sie zur Radikalfeministin.
(W. Weglehner)
Nicht die beste Bildung kann die Charakterlosigkeit überwinden.
(W. Weglehner)
Achte darauf, o Mann, welchen Anteil des Badezimmers deine Auserwählte für sich beansprucht, damit du weißt, wieviel Lebensraum dir nach der Heirat bleibt.
(W. Weglehner)
Weil reich und erreichen miteinander zu tun haben, ist nur der reich, der zufrieden ist mit dem, was er erreicht hat, auch wenn er nicht reich geworden ist.
(W. Weglehner)
Auf der einen Seite gibt es rechtschaffene Menschen, auf der anderen Banker und Politiker. Doch frage nicht, was aus rechtschaffenen Menschen wird, werden sie Banker und Politiker.
(W. Weglehner)
Schlechte Menschen haben ein neues Schimpfwort erfunden: Gutmensch.
(W. Weglehner)
Das Judentum ist die Mutter des Christentums. Das Kind aber achtet die Mutter nicht, obwohl doch geboten ist: Du sollst Vater und Mutter ehren.
(W. Weglehner)
Jedem Menschlein ist ein direkter Draht zum Herrgott gelegt. Einschalten müssen wir selbst, und wegen der Ewigkeit kann es etwas länger dauern, bis der Strom fließt. Zu Unterbrechungen im Netz kann es kommen, wenn wir die Leitung nicht richtig pflegen.
(W. Weglehner)
Den Affen gehört die Zukunft, denn sie können sich noch weiterentwickeln.
(W. Weglehner)
Über Geld spricht man nicht, das hat man auf den Kaimaninseln.
(W. Weglehner)
Wenn dich Einer zuviel fragt, so antworte ihm: Frag´ Andere, die wissen´s auch nicht.
(W. Weglehner)
Politisches, juristisches, fiskalisches und nicht zuletzt auch philosophisches und theologisches Denken haben den gemeinsamen Nenner, Menschen mittels aberwitziger Winkelzüge um ihren gesunden Verstand zu bringen.
(W. Weglehner)
Was die Menschheit über das Universum weiß, entspricht der Menge einer Handvoll Sand im Verhältnis zur Menge des Sandes aller Strände dieser Erde.
(W. Weglehner)
Noch schlimmer als Fußball ist Frauenfußball.
(W. Weglehner)
Wenn Frauen Fußball spielen, hüpfen 45 Bälle über´s Feld.
(W. Weglehner)
Wirklich einsam ist nur der kompromißlose Fußballfeind.
(W. Weglehner)
Wie menschliches Denken ist, kann Jeder nur an sich selbst sehen. Verhängnisvoll aber ist es, das Denken Anderer am eigenen Denken festzumachen.
(W. Weglehner)
Der Mensch führt sich auf wie der Wurm, der sich für eine Königskobra hält.
(W. Weglehner)
Zivilcourage ist ein Damoklesschwert.
(W. Weglehner)
Das Denken ist das große Geheimnis des Individuums und somit das auf ewig unlösbare kollektive Rätsel der gesamten Menschheit.
(W. Weglehner)
Weil man im Alter zum Narren gemacht wird, sollte man beizeiten selbst damit beginnen.
(W. Weglehner)
Seht den Geizhals! schreit der Schmarotzer.
(W. Weglehner)
Die ausgleichende Waage kann es aus einem ganz einfachen Grund nie geben: Auf einer Seite ist immer zu viel, auf der anderen immer zu wenig.
(W. Weglehner)
Der einfallsreichste und zugleich einfältigste Gaukler ist das Gehirn des Homo sapiens.
(W. Weglehner)
Wie kurz das menschliche Gedächtnis ist, sieht man ganz deutlich an der ewigen Motzerei um das Wetter.
(W. Weglehner)
Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern ist, daß der Mann draußen auf den Schlachtfeldern um die großen Territorien kämpft, und die Frau zuhause um die kleine Domäne der Brutaufzucht. Gemeinsam ist ihnen dabei die zähe Verbissenheit.
(W. Weglehner)
So manches Schreiben beschließe man am besten mit der Formel In tiefer Vernichtung.
(W. Weglehner)
Die Anhäufung von Wahlplakaten ist die Dokumentation gründlich daneben gegangener Schönheitsoperationen.
(W. Weglehner)
Ich denke, also wähle ich.
(SPIEGEL ONLINE)
Ich denke, also wähle ich nicht.
(W. Weglehner)
Wir leben in der Zeit der öffentlich geäußerten Viel-Meinerei, man könnte auch sagen, im Zeitalter des ungebändigten Geschwätzes.
(W. Weglehner)
Willensfreiheit heißt, sich frei entscheiden zu können, in welchen Käfig des Lebens man sich sperren läßt.
(W. Weglehner)
Warum sollte der Neandertaler noch kein Mensch gewesen sein, wenn doch das Neandertal seinen Namen trägt?
(W. Weglehner)
Wenn, wie behauptet, die Zunge ein Dolch aus Fleisch ist, dann sind insbesondere die Frauen gut bewaffnet.
(W. Weglehner)
Theologie ist das Bestreben naseweiser Narren, die Göttlichkeit zu erforschen.
(W. Weglehner)
Der Mensch schuf sich Menschen als Götter, nicht Wenige sogar sich selbst.
(W. Weglehner)
Rein statistisch betrachtet ist die Statistik rein statistisch zu betrachten.
(W. Weglehner)
Keine Gewalt! schreien die Inhaber des Gewaltmonopols und setzen es mit Gewalt durch.
(W. Weglehner)
Der deutsche Akademiker ist zum veredelten Niederspannungsabsolventen verkommen: nichts sehen, nicht zuhören wollen, aber unsäglich viel plappern.
(W. Weglehner)
Die Großmannssucht des Erwachsenen ist eine Folge des nicht erfüllten Bedürfnisses nach Anerkennung in der Kindheit.
(W. Weglehner)
Musik, Literatur und Malerei sind Produktion von Illusion und Schein und fallen somit unter das Betäubungsmittelgesetz.
(W. Weglehner)
Die Gier erklärt sich möglicherweise aus der Urangst des Menschen, darben zu müssen: Er verschlingt in seinem Hungertraum ein halbes Schaf.
(W. Weglehner)
Die Geisteswissenschaftler sind oftmals so voll des Geistes, dass den Unbedarften der Eindruck beschleicht, er habe es mit Gespenstern zu tun.
(W. Weglehner)
Unmöglich ist nichts, unmöglich ist Mancher und Manche, möglich ist alles Mögliche, doch glauben sollte man möglichst wenig von dem, was angeblich menschenmöglich ist.
(W. Weglehner)
Ausgerechnet diejenigen, für die nicht greifbare Energieflüsse eine Selbstverständlichkeit sind, verschließen sich der Anerkennung einer alles beherrschenden Energie, der Göttlichkeit.
(W. Weglehner)
Das meiste dessen, was die Leute von ihrem hart erarbeiteten oder langzeitig angesparten Geld kaufen, wird ihnen, einerlei ob sie es brauchen oder nicht, in gewerbsmäßiger, betrügerischer Weise angedreht.
(W. Weglehner)
Von einem bestimmten Lebensabschnitt an schlägt man die Zeit nicht mehr tot, sondern versucht, sie mühsam aufzupäppeln.
(W. Weglehner)
Wer sich einer vollkommen verblödeten Welt entgegenstemmt, muss über kurz oder lang irre werden. Weil man dann aber der Irrenanstalt überantwortet wird, empfiehlt es sich, lieber mit zu verblöden.
(W. Weglehner)
Spätestens wenn ein bis dahin sanftmütiges Kind den Hort zu besuchen beginnt, muss man mit allerlei Teufeleien rechnen.
(W. Weglehner)
Jede Partei ist populistisch, weil es das Wesen der Parteien ist, mit allen Mitteln um die Gunst des Volkes zu buhlen.
(W. Weglehner)
König Fußball ist der König der Schafböcke, Tapire und Lemminge.
(W. Weglehner)
Der Weg ist das Ziel – gleich für den rastlos irrenden Sucher wie den leichtfüßigen Vagabunden.
(W. Weglehner)
Frauen neigen dazu, eine Frage zu stellen, die Antwort nicht abzuwarten und auch die Frage gleich wieder zu vergessen.
(W. Weglehner)
Hinter einem erfolgreichen Mann steckt der Ehrgeiz (s)einer Frau.
(W. Weglehner)
Dem Volk auf´s Maul schauen heißt, viel Gewitztheit und Listenreichtum, nicht weniger aber auch Bosheit und Heimtücke zu erfahren.
(W. Weglehner)
Der Begriff Rechtsstaat ist kein juristischer oder moralischer Terminus mehr, sondern längst eine politische Ortsbestimmung geworden.
(W. Weglehner)
Altersweisheit ist nichts weiter als die Summe schmerzhafter Brandzeichen des Lebens.
(W. Weglehner)
Frisch gewachst ist halb gefallen.
(W. Weglehner)
Stemme dich nicht gegen die Strömung deiner Zeit, sondern genieße es, von einem Tag zum anderen getragen zu werden.
(W. Weglehner)
Schäme dich nicht der Veränderung deiner Gedanken, denn aus Ansichten werden Einsichten, doch deine Seele bleibt so, wie sie dir gegeben wurde.
(W. Weglehner)
Wie vergänglich auch der Lauf eines Wassers erscheint, so ewig ist doch sein Bestand.
(W. Weglehner)
Wer dazu neigt, Dämonen zu erfinden, sollte als erstes in seiner Seele forschen.
(W. Weglehner)
Das Gegenteil von zwei Billionen Staatsschulden sind sieben Tausendstel Vorsprung beim Autorennen.
(W. Weglehner)
Sollte ich mich in Israel geirrt haben, wäre es der Irrtum meines Lebens gewesen.
(W. Weglehner)
Seinem Wesen nach ist der Tod immer eine Spätfolge, außer, er ist früh dran.
(W. Weglehner)
Man soll die Stunde nicht vor dem Exitus loben.
(W. Weglehner)
Der Verständige lässt die Zeit vor sich hertanzen, weil er dann nicht sagen muss, sie laufe ihm davon.
(W. Weglehner)
Die Eigenpräsentation vieler Frauen in Begleitung mächtiger, reicher Männer coram publico dient allein dazu, anderen Frauen zu demonstrieren, welche Macht sie über diese Männer haben.
(W. Weglehner)
Es ist eine ausgesprochene Unart nicht nur der Tratschweiber, sondern des Menschen an sich, alles wissen zu wollen; deshalb wäre ich, wüsste ich nicht, dann ständig auf der Flucht sein zu müssen, lieber eine Maus.
(W. Weglehner)
Ach Europa! seufzte Zeus, als er von ihr abließ, weil sie so zickte.
(W. Weglehner)
Aus frühen Revoluzzern werden späte Gärtner, aus jungen Flittchen alte Betschwestern.
(W. Weglehner)
Selbst der Damenbart des einzigartigen Herrn Conchita Wurst verunstaltet den gynägynen Gesichtsausdruck nicht.
(W. Weglehner)
Die modernen Dirigenten sollten so schnell dirigieren müssen, wie sie das Orchester spielen lassen.
(W. Weglehner)
Ihrer Selbstglorifizierung entsprechend gebührte dem einen oder anderen modernen Künstler der Rang des Kaisers mit den neuen Kleidern.
(W. Weglehner)
Der menschliche Geist ist nicht nur der unvollkommenste Teil des Ganzen, sondern viel mehr noch ein übler Gaukler, der den Leib ein Leben lang genasführt.
(W. Weglehner)
Wer seiner geplagten Seele Gutes tun will, der säge das Ofenholz, das im Winter seinen Leib wärmen soll, mit eigener Hand.
(W. Weglehner)
Wer etwas werden will, sollte sich reiflich überlegen, was.
(W.Weglehner)
Das Unrecht ist der Zwillingsbruder des Rechts, doch die Gesetze einer jeden Gesellschaft sind so gehalten, dass sie dem Unrecht wesentlich mehr Raum gewähren als dem Recht.
(W. Weglehner)
Der ständig beschworene Reichtum unserer Zeit ist so viel wert wie die Butterbrotpapierflut, die Geld genannt wird.
(W. Weglehner)
Ellmau unterscheidet sich von Heidenau nicht nur durch eine schönere Landschaft, sondern vor allem durch die Präsenz von 19000 Polizisten.
(W. Weglehner)
Niemand hat die Absicht, Herrn Augstein einzusperren.
(W. Weglehner zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß)
Einhundert wunderbare kleine Negerlein sind tausendmal besser als ein einziger ausgewachsener Brauner.
(W. Weglehner)
Könnte ich mit Tieren reden, wäre ich gerne Franz von Assisi.
(W. Weglehner)
Man sollte als Igel zur Welt kommen, weil man dann, erstens, nicht zu denken brauchte, sich, zweitens, bei Gefahr stachelig verkugeln und, drittens, den ganzen Winter verschlafen könnte.
(W. Weglehner)
Der Mensch, auch wenn er sich gerne Homo sapiens nennt, ist nicht ausschließlich für die Kopfarbeit geschaffen, was nicht heißen soll, dass er ziel- und maßlos durch die Gegend rennt.
(W. Weglehner)
Der Pluralismus ist ein Sack voll diffuser, unausgegorener Meinungen von Geißböcken.
(W. Weglehner)
Wer nur auf Granit beißt, wird bald verhungert sein.
(W. Weglehner)
Es ist ein Hauptgesetz der Welt, dass die Hirten wieder und wieder zu Teufeln werden, und die Herde nicht fähig ist, ihnen nicht mehr zu folgen.
(W. Weglehner)
Politik ist, wenn Einer lügt, der Nächste mit einer Lüge antwortet und ein Dritter zwei Lügen obenauf setzt.
(W. Weglehner)
Ehrlich ist gefährlich.
(W. Weglehner)
Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Gedärm und Gehirn offenbart sich in den Gespinsten der Nachtträume.
(W. Weglehner)
Die Streitseele des Streithammels trifft man am allerbesten, wenn man ihn mit seiner Streitsucht allein lässt.
(W. Weglehner)
Ein betroffener Hund bellt, ein getretener beißt.
(W. Weglehner)
Sein Gewissen zeichnet den Menschen aus, aber es muss nicht immer nur schlecht sein.
(W. Weglehner)
Weil der Friedfertige Gewalt erleiden muss, wird er irgendwann nicht mehr friedfertig sein.
(W.Weglehner)
Rassist ist, wer den Homo sapiens in Rassen einteilt. Denn der Mensch ist weder Pinscher noch Pudel.
(W. Weglehner)
Wenn Trump trompetet in seiner Einfalt, fällt Jericho noch lange nicht ein.
(W. Weglehner)
Nicht durch politische Korrektheit wird der Mensch mündig, sondern durch zivilen Ungehorsam.
(W. Weglehner)
Was für ein geheimnisvoller Tisch ist der Postfuck-Tisch?
(W. Weglehner)
Wer zu nachsichtig ist, hat am Ende das Nachsehen.
(W. Weglehner)
Im Zweifel für den Angeklagten, jedoch nicht für den erklärten Terroristen.
(W.Weglehner)
Nur beim Sex wird noch mehr gelogen als an offenen Gräbern.
(W.Weglehner)
Für immer mehr Menschen wird der Ausschaltknopf am Fernsehapparat zur lebensrettenden Funktion.
(W.Weglehner)
Werde Mitglied bei Fake Book, dem großen asozialen Medium!
(W.Weglehner)
Zu sagen, die Welt sei ein Affenstall, wäre eine Beleidigung für die Affen.
(W.Weglehner)
Im Gegensatz zu manchen Meldungen ist die Norma-Werbung in der Zeitung keine Illusion.
(W.Weglehner)
Die Rose, Symbol der Liebe, gleicht einer schönen, aber bösen Frau.
(W.Weglehner)
Suche bei „unerklärlichen“ Erscheinungen immer nach einem finanziellen Hintergrund.
(W. Weglehner)
Warum fürchten wir den Augenblick des Todes? Wir werden ihn ja nicht erleben.
(W. Weglehner)
Die menschliche Gesellschaft ist die Summe aller ansonsten undenkbaren Idiotien.
(W. Weglehner)
Der Hund wird so lange geprügelt, bis er zubeißt. Dann wird aber nicht der Tierquäler erschossen, sondern der Hund.
(W. Weglehner)
Das größte Lügenkonstrukt lebt von dem Stäubchen Wahrheit, das in ihm steckt.
(W. Weglehner)
Der Fluch des Kindersegens ist, dass um´s Erbe mit Zähnen und Klauen gestritten wird.
(W. Weglehner)
Franzl – Keiner weiß wohin
Nürnberger Nachrichten
Mi 05.03.2008
Die Tragödie eines fahrenden Volkes
Willi Weglehner stellt seinen dokumentarischen Roman über Franz Rosenbach vor
Aus den Erinnerungen des KZ-Überlebenden Franz Rosenbach hat der Autor Willi Weglehner einen Roman gemacht, aus dem er am Sonntag, 9. März, im Nürnberger Dokuzentrum am Dutzendteich erstmals vorlesen wird (Beginn: 11.30 Uhr).
Neben den Juden gehörten in der NS-Zeit vor allem die als „Zigeuner“ bezeichneten Sinti und Roma zu den Opfern rassistischer Verfolgung. Während des Zweiten Weltkrieges wurden rund fünfhunderttausend Angehörige jener Volksgruppen ermordet. Allein am 2. August 1944 starben in Auschwitz-Birkenau fast 3000 von ihnen in den Gaskammern. Der heute 80-jährige Sinto Franz Rosenbach überlebte die Gräuel der Konzentrationslager.
Bei der Beschreibung der Familie seines Helden musste Weglehner sich einfühlen in Menschen, die mental in einer archaischen Stammesgesellschaft lebten, und denen daher Regierungen, Staaten und Staatsgrenzen ebenso fremd waren wie politische und weltanschauliche Theorien.
Franz Rosenbach, der im Roman Franz Weiss heißt, wird 1927 in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Einige Jahre später wandert der kleine Franzl mit Mutter, Schwestern und mit einem neuen (Zieh-)Vater in die österreichische Republik ein, die immer noch einen Schimmer vom multikulturellen Altösterreich verbreitet.
In einer kleinen Gemeinde scheint die Familie nach einigen Anlaufschwierigkeiten fast mustergültig integriert zu sein. Franz Weiss besucht die Dorfschule, der Ziehvater arbeitet als Handwerker für die österreichische Armee, die Mutter als Näherin. Die Lage verschlechtert sich aber nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Von den Gründen ahnen Franz und die Seinen nach wie vor nichts.
Der Junge wundert sich zwar, als man ihm eines Tages mitteilt, für ihn sei die Schule nun aus. Dass diese plötzliche Zurückweisung etwas mit dem Rassenwahn der neuen Herren zu tun hat, wird er erst viel später verstehen. Vorläufig ist er zufrieden, eine Lehrstelle bei der Bahn zu bekommen. Dort braucht man so junge und kräftige Burschen wie ihn, meint er. Doch die Obrigkeit entscheidet anders. Aufgrund einer „Anordnung des Reichsarbeitsministeriums über die Beschäftigung von Zigeunern“ wird der mittlerweile 15-jährige von seinem Arbeitsplatz weg in ein KZ gebracht. Es folgt Zwangsarbeit im Kanalbau, im Steinbruch und am Verbrennungsofen in mehreren Lagern. Kurz vor Ende des Krieges wird er mit 700 weiteren Häftlingen in Richtung Hamburg-Neuengamme auf den Marsch geschickt. Nach vielen Kilometern zu Fuß sind auch die paar Bewacher derart erschöpft, dass sie Rosenbach-Weiss entkommen lassen.
In Deutschland gestrandet
Er macht sich auf die Suche nach seiner Familie, kehrt in das Dorf seiner Kindheit zurück. Weil seine Suche in Österreich erfolglos bleibt, und weil seine Mutter ihm einst erzählt hat, sie seien eigentlich Deutsche, wendet er sich schließlich wieder Deutschland zu. Immer noch nicht ahnend, welche Rolle der deutsche Staat in der Tragödie seines Volkes gespielt hat.
Zufällig landet er in Nürnberg, wo er für ein Gericht ein illegaler Grenzgänger ist, ein Staatenloser ohne gültige Papiere. Kein Ausweis, das könne doch nicht sein, heißt es, zumindest einen Entlassungsschein aus dem KZ hätte man ihm doch ausstellen müssen. Franzls erster Weg im befreiten Deutschland führt in eine Gefängniszelle. Wie er mit alledem dennoch irgendwann und irgendwie zu leben gelernt hat, wird Franz Rosenbach bei der Buchvorstellung am 9. März selbst schildern. BERND ZACHOW
Der KZ-Überlebende Franz Rosenbach zeigt seine im Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer. Foto: Daut
Willi Weglehner: Franzl — Keiner weiß wohin. mabase Verlag, Nürnberg, 290 Seiten, 15,80 Euro.
Franzl – Keiner weiß wohin
Willi Weglehner, Franzl – Keiner weiß wohin, Roman, mabase-verlag Nürnberg 2008, 292 S.
So fern – die Urheimat der Sinti. Nicht Schwarzafrika, wie viele „Volksgenossen“ von den „Zigeunern“ annahmen und sie deshalb als „Neger“ verspotteten. Vom 9. bis zum 11. Jahrhundert verschleppten sie die Araber auf ihren Eroberungsfeldzügen aus dem Punjab, dem nordwestlichen Indien und machten sie zu Sklaven und Soldaten im Kampf gegen die oströmischen Legionen.
„Sinti“ nannten sie sich wohl nach dem Fluss Sindhu in ihrem Herkunftsland. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts tauchten sie auch in Deutschland auf, wo sich ihr Leidensweg der Verfolgungen und Diskriminierungen fortsetzte und seinen Höhepunkt zur Zeit der Nazi-Diktatur erreichte.
Willi Weglehner lässt dieses Leid Gestalt annehmen in seinem Roman „Franzl“ .
Eindringlich schildert er Kindheit und Jugend seines gar nicht so fiktiven Protagonisten und das Schicksal seiner Familie in dieser schrecklichen Zeit.
Eine Schlüsselszene: Franzl betritt nach den Ferien als erster die Schule eines österreichischen Dorfes, in dem er mit seinen Angehörigen Zuflucht gefunden hat. Der gütige Oberlehrer, der den fleißigen und intelligenten Schüler liebt, versucht, ihm schonend beizubringen, dass Zigeuner deutsche Schulen nicht mehr besuchen dürfen. Aber Franzl weiß schon Bescheid. Seine Klassenkameradin Erika, eine Jüdin, ist nämlich vor einiger Zeit nach Palästina ausgewandert. „Vielleicht gehen wir auch bald fort. Nach… nach… Herr Oberlehrer… wir wissen nicht, wohin… wohin sollen wir gehen, Herr Oberlehrer?“ Dann bricht er schluchzend zusammen. Aus ihm spricht die ganze Verzweiflung seines Volkes.
Dabei beginnt der Roman mit fast idyllischen Szenen auf einer Waldlichtung im Böhmischen: Ein schöner Sommermorgen, Speck brutzelt in der großen Pfanne. Der tüchtige Neunjährige spannt die Pferde vor den Wohnwagen, die Mutter bricht mit ihm und seinen drei Schwestern auf, wohin, weiß sie noch nicht so genau. Der Vater geht zum Kummer der Mutter als Musikant öfters eigene Wege, bringt aber sein Verdienst der Familie, die außerdem von der Wollfärberei lebt.
Ein wandernder Zimmermann aus Tirol führt die Familie nach Österreich, wo der Hass auf Juden und Zigeuner schon deutliche Schatten wirft. Hier finden sie zunächst Zuflucht bei wohlwollenden Dörflern und führen kurze Zeit ein geordnetes, sesshaftes Leben, wie es sich die Mutter eigentlich immer gewünscht hat. Franzl lernt gute Freunde kennen und erlebt seine erste Liebe mit der blondbezopften Fini, die ihren Arm um ihn legt und ihn küsst. Aber da fliegen aus dem Hinterhalt schon die ersten Steine, Fini blutet an der Stirn.
Seit einigen Jahren tobt der Krieg. Die Häscher der Nazis werden immer rücksichtsloser. Regimefeindliche Dörfler werden brutal zusammengeschlagen und nach Dachau verschleppt, auch der Lebensgefährte der Mutter. Ihr Mann, der Federn Bertl, wird mit den drei Töchtern in Böhmen gefasst.
Franzl kann noch eine Lehre bei der Eisenbahn beginnen. Ein verständnisvoller Beamter stellt ihn ein. Aber nach kurzer Zeit wird er mit der Mutter verhaftet. Es beginnt eine Leidenszeit in überfüllten Gefängnissen. In Wien wird er als Häftling gezwungen, den Kopf eines Hingerichteten zu verbrennen und die Blutlachen an der Hinrichtungsstätte peinlich sauber zu entfernen, ein fürchterlicher Schock für den 16Jährigen. Schließlich die Hölle in Auschwitz, wo er Sklave eines sadistischen SS-Offiziers wird. Immerhin kann er seiner Mutter und den Schwestern – ein trauriges Wiedersehen mit den Dreien – Lebensmittel zustecken. Der Federn Bertl, sein Vater, wird in Dachau ermordet, ebenso wie sein geliebter Pflegevater Johann.
Franzl wird weiter verschleppt, nach Buchenwald. Auf dem Todesmarsch nach Oranienbaum befreien ihn schließlich mit wenigen anderen Überlebenden die Amerikaner.
Makaber der Schluss des Romans: In Nürnberg landet er, auf der Suche nach seinen Angehörigen im Gefängnis. Er hat keine Papiere mehr und könnte ja als Zigeuner den Nürnbergern in ihrer zerstörten Stadt die letzte Habe stehlen.
Willi Weglehner gelingt es mit großer Einfühlungskraft, in seinem Roman „Franzl“ der gesichtslosen Masse der gepeinigten Sinti Gesicht und Stimme zu geben.
Allerdings zeichnet er nicht nur schonungslos und offen die teuflische Fratze menschlicher Grausamkeit. Er vergisst auch nicht, die Güte und Hilfsbereitschaft vieler einfacher Menschen zu schildern, die Franzl und dessen Angehörigen beistanden und das traurige Los der Verfolgten und Entrechteten zu mildern versuchten.
So leuchtet in dem Roman immer wieder Menschlichkeit auf, die Anlass zur Hoffnung gibt für unsere Spezies, die „Krone der Schöpfung“.
Joachim Goetz, Gesellschaft für kritische Philosophie, Nürnberg
in: „Aufklärung und Kritik“, Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie
Franzl – Keiner weiß wohin
Robert Unterburger
Bewegende Lebensgeschichte eines Sinto, der Auschwitz überlebt hat / Der Thalmässinger Schriftsteller Willi Weglehner schrieb einen Roman über Franz Rosenbach
SCHWABACH / THALMÄSSING – Nein, „Franzl“ ist kein billiger Heimatroman. „Franzl“ wird der Sinto Franz Rosenbach genannt. Er hat mit seinen Schwestern das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Seine Eltern kamen in diesem KZ um.
Der Thalmässinger Schriftsteller Willi Weglehner, bekannt geworden durch seine beiden veröffentlichten Romane „Der Viehhändler“ (2005) und „Nahkampf“ (2005), beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Juden in Deutschland und dem Holocaust. Mit seinem neuen Roman „Franzl – Keiner weiß wohin“ stellt er die bewegende Lebensgeschichte eines Sinto in den Mittelpunkt, der als einer der letzten Zeitzeugen seiner Generation über den Massenmord an den Juden im 3. Reich berichten kann.
Sinti und Roma, Zigeuner genannt, wurden diskriminiert, seit sie vor etwa 600 Jahren nach Europa kamen. Die Nationalsozialisten erklärten Minderheiten wie Juden, Zigeuner, Homosexuelle und Behinderte zu Krebsgeschwüren am gesunden Volkskörper, die „mit Stumpf und Stiel“ auszurotten seien. 500 000 Sinti und Roma fielen dem industriellen Massenmord zum Opfer.
Franz Rosenbach, geboren 1927 in Horatitz, Nordböhmen, und seine drei Geschwister Cilli, Rosa und Maria verdienen sich mit der Mutter Rosalie Weiss als Stoffhändler ihren Lebensunterhalt. Der Vater, Berthold Federer, genannt „Vater Federn-Bertl“, verdient mit Geigenspielen Geld für die Familie. Nach einem Streit verlässt der Vater die Familie. Der Zimmerer Johann Hochleitner freundet sich mit der Familie an und ist wie ein Vater zu den Kindern. Trotz Pöbeleien durch die Nazis ist er bald „der Vater Johann“, der zu seiner neuen Familie hält.
In Döllersheim im Waldviertel findet die Familie Arbeit und Unterkunft. Franzl wird von Nazis als „Neger“ beschimpft, und Johann will weg von hier. Himmlers „Erlass zur Bekämpfung der Zigeuner-Plage“ beunruhigt alle sehr. Als der Schmied in der Nacht von Nazi-Schergen zusammengeschlagen und nach Dachau geschafft wird, hat die Familie Angst, ebenfalls abgeholt zu werden. Man droht Johann offen, er sei „ein Rassenschänder“, weil er mit einer „Zigeunerin“ zusammenlebe. Franzl wird vom Schulunterricht ausgeschlossen, die Tochter des Lehrers gibt ihm aber heimlich am Nachmittag Privatunterricht. Als „Federn-Bertl“ zurückkommt und berichtet, man habe ihm die Pferde weggenommen und die Mädchen zur Arbeit in einem Munitionsbetrieb zwangsverpflichtet, zerschlagen sich Franzls Fluchtpläne.
Erfolglos stemmen sich die Dorfbewohner gegen den Räumungsbefehl von Döllersheim. Der Ort muss dem Truppenübungsplatz weichen. Bei „Partisanenspielen“ wird Franzls Freund von einer Tretmine getötet. Die Gestapo holt den Pfarrer ab; er kommt nach Dachau. In Paardorf findet die Familie neuen Unterschlupf, Franzl freundet sich mit dem Mädchen Finni an. Sie verliebt sich in ihn, doch Steinwürfe von den Dorfbewohnern verbieten eine Beziehung. Außerdem verbieten Finnis Eltern jeden weiteren Kontakt zu Franzl.
Die Gestapo prügelt Johann krankenhausreif und verwüstet die Wohnung, er landet im KZ Dachau. Eine kurze Zeit arbeitet Franzl bei der Bahn, doch dann wird er zusammen mit der Familie verhaftet und landet in einem Hinrichtungskeller. Dort erfährt er, dass „Vater Johann“ nach Flossenbürg gekommen ist und dass „Vater Federn-Bertl“ von einem SS-Mann erschlagen worden ist.
In Auschwitz-Birkenau erlebt Franzl unvorstellbare Grausamkeiten. Er kommt nach Buchenwald, dann ins Lager Dora bei Nordhausen im Harz und schließlich nach Oranienburg, wo er zusammen mit anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch geschickt wird. Nach heftigen Tieffliegerangriffen machen sich die Bewacher aus dem Staub, Franzl gerät vor Dessau in amerikanische Gefangenschaft. Von den Amerikanern wird er gut verpflegt und neu eingekleidet, dann wieder fortgeschickt.
Die Suche nach seinen Verwandten in Böhmen bleibt ergebnislos. In Nürnberg wird er wegen „illegalen Grenzübertritts“ zwei Wochen eingesperrt. Er trifft zwei seiner Schwestern wieder und erfährt, dass die dritte Schwester in Auschwitz eines natürlichen Todes gestorben ist. Die Mutter hat man umgebracht.
Willi Weglehner ist es gelungen, die erschütternde Biographie des Sinti Franz Rosenbach in einem packenden Roman zu erzählen. Franz Rosenbach ist einer der namenlosen Helden, die die Hölle überstanden haben. Weglehners lesenswerter Roman geht unter die Haut. Er ist ein eindringlicher Appell, dass Derartiges nie mehr passieren darf.
„Die Hauptmotivation, diesen Roman zu schreiben, war für mich, dass Sinti und Roma keine nennenswerte Lobby hinter sich haben und nach wie vor oft zu Outlaws gemacht werden, vor allem in Osteuropa“, berichtete der Autor im Gespräch mit dem Rezensenten. „Der letzte Anstoß zur Umsetzung kam von meiner Frau, und ich schrieb das Buch innerhalb von sieben Wochen im vergangenen Herbst.“ Franz Rosenbach habe jedes fertige Kapitel gelesen und alles für sehr gut befunden. Rosenbach wurde im September 2007 80 Jahre alt und lebt von sehr beschränkten finanziellen Mitteln, beispielsweise von Vorträgen an Schulen, in Nürnberg. Versorgt wird er von einer Tochter.
Willi Weglehner kennt Franz Rosenbach schon einige Jahre. Weglehners Frau war auf einer Exkursion nach Flossenbürg und lernte ihn dabei kennen. Rosenbach kommt hin und wieder auf Einladung zu den Weglehners. Die Informationen, auf die sich der Thalmässinger Autor stützt, entstammen hauptsächlich der Broschüre „Der Tod war mein ständiger Begleiter“.
ROBERT UNTERBURGER
Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung; Schwabacher Tagblatt
23.02.2008
(Wilhelm Weglehner: Franzl – Keiner weiß wohin. Mabase-Verlag, Nürnberg, 2008, ISBN: 978-3-939171-12-6, 15,80 Euro)
Die „Sun“ geht auf
Danke, Deutschland!
Nanu? Die britische Sun bedankt sich bei Deutschland? Wer hätte das jemals gedacht? Kommen endlich die milden Strahlen ihrer Vergebung über uns?
Gemach, gemach, bitteschön zuerst Titel und Story lesen: Deutsche Schweine verursachen Gestank im Vereinten Königreich. Hoppla, wer oder was ist denn da gemeint? Wie geht das zu?
Aha, der Wind trug Anrüchiges vom Festland nach Great Britain, erfährt man. Fauliger Kontinentalgeruch, kann nur von Deutschland kommen. Logisch, weil es auf dem Kontinent keine anderen Länder gibt, die „Great Stink“ verbreiten.
Hierzulande gab es mal ein Gebilde, das Groß-Deutschland hieß. Es war alles andere als great, also großartig und ging, wie alle Welt inzwischen weiß, gottlob 1945 unter. Alles klar jetzt, liebe Sun ? Wäre schön, denn sonst müßte man folgern, daß die Sonne über Europa untergeht, wenn die Sun über Great Britain, dem großartigen Britannien aufgeht.
Quelle: dpa, 21. April 2008
Wer ist Bolko Hoffmann?
War, müßte man fragen. Denn Bolko Hoffmann verstarb im vergangenen Jahr. Nun, er war Mulitmillionär. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Trotzdem war er bisweilen eine schillernde Person. Nicht nur, weil ein gewisser Herr Schill in seiner Vita zu finden ist. Sie wissen schon, Saubermann und enger Vertrauter Justitias mit messianischem Sendungsbewußtsein, der so gerne schnupfte, nur keinen niederbayrischen Schmalzler.
Bolko schillerte jedoch viel mehr in den Augen euphorischer Europäer, weil er pausenlos und in ganzseitigen Zeitungsanzeigen gegen die Einführung des Euro stänkerte. Der Euro ist unser Verderben! so sein immer wiederkehrendes Fazit. Vielleicht mochte er auch nur die Europa-Hymne nicht, obwohl die unser alter Beethoven komponierte, und es im Text gewaltig schillert. Aber darin heißt es halt: Freude, schöner Euro-Funken.
Was soll daran nun aktuell sein? Immerhin soviel, daß 18% der Deutschen heute arm sind. Offiziell. Inoffiziell und darum in Wahrheit logischerweise nochmal so viele. An den Stammtischen weiß man das längst, denn ein Glas Bier kostet in Euro inzwischen soviel wie vorher in D-Mark. Und die Hausfrauen drehen im Supermarkt mit flackernden Augen jeden Euro dreimal um, bevor sie schweren Herzens zulangen. Stammtischbesucher und Hausfrauen aber sind das Volk, und ihre Rede nennt man vox populi. Dem Volk solle man auf´s Maul schauen, predigte schon Dr. Luther nicht ohne Grund. Das Volk weiß auch, daß aus den ehedem DM 1, 5 Billionen Staatsschulden mittlerweile € 1,5 Billionen geworden sind. Bei der weisen Staatslenkung und kärglichen Lebenshaltung unserer Gutsherren ist zwar alles möglich, aber eine Verdoppelung innerhalb von nur sechs Jahren? 1,5 Billionen sind immerhin 1500 Milliarden.
18%, na, das geht ja noch, sagen die, die zu den 82 anderen Prozent gehören. Soviel kriegt heute die SPD gerade mal.
Warte nur, balde,
gehörest auch du
dazu
So oder so ähnlich dichtete Geheimrat Jöthe.
Fassen wir zusammen: Der Euro ist unser Verderben. Auch wenn´s keiner offiziell zugibt. Wäre ja eine Blamasch ohnegleichen, selbst wenn man es nur Gesichtsverlust nennen würde.
Wo er Recht hatte, hatte er Recht, der Bolko. Requiescat in pace.
Nahkampf
Nahkampf
Zeitgeschichte in literarischer Form dem Leser zu vermitteln gehört zu den problematischen Versuchen, Tage, Monate, Jahre, Jahrzehnte in jene erzählerische Form zu bringen, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern im gleichen Atemzuge mitreißt, zeitbedingte Situationen, Stimmungen, Geisteshaltungen und eben das, was man gemeinhin mit Zivilcourage bezeichnet, in die Vorstellungswelt des Lesenden zu transportieren. Dem Autor ist dies insofern blendend geglückt, als es sich – seine Schilderungen als roter Faden durchziehend – im Nachhinein als Hommage an die nach dem unseligen Kriege wiederstandene jüdische Kultusgemeinde zu Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage (!), handelt. Hineingepackt in die Geschichte des jüdischen Jungen Alfred Ellwanger, der später ebendiese Neugründung initiierte, zitiert der Autor ein Jahrzehnt der Unterdrückung, des Versteckenmüssens, der Intrigen und Intriganten, der Obzessionen und Verblendeten, auf literarisch anspruchsvolle Art vor das geistige Auge und läßt es offen sein für jene Geschehnisse, die zwar nur einen Wimpernschlag in der deutschen Geschichte bedeuten mögen, gleichwohl zu den belastenden und widerwärtigsten Eruptionen des Bösen im Menschen gehören. Daß Arno Hamburger, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, das Nachwort verfaßte, deutet auf einen grundlegenden Wandel in der Bewertung des Deutschen in einer neuen deutschen Nation hin. Daß dies aber besonders hervorgehoben werden muß zeigt zugleich, wie schwer sich viele Menschen dieses Landes damit tun, jüdisches Leben als integrativen Bestandteil der gemeinsam gelebten Gegenwart und der zu lebenden Zukunft zu begreifen und, auch vorm Herzen her, zu akzeptieren.
J. Michael Baerwald, Deutscher Buchmarkt, Berlin
Scheinväter aufgemerkt!
Mit dem neuen Gesetz zur Vaterschaft vom 1. April 2008 hat der Gesetzgeber Rechtsklarheit für vermutete Scheinväter geschaffen. Lesen Sie dazu in www.lyrikwelt.de > Autoren > W die Abhandlung „Der Kuckuck und die Esel“.
Regina flevit (Die Königin hat geweint)
Regina flevit
Die eine ist Faustkämpferin, eine Errungenschaft der Emanzipation, und hat sicher schön öfter geweint, wenn sie eins auf die Nase bekam. Die andere ist Filmproduzentin, auch eine Errungenschaft. FrauenproduzentInnen sind einfach besser sind als Männerproduzenten. Sie weinte, weil spätestens ihr neuester Film so arg danebenging. In der Häme von neidischen männlichen Kollegen aber nur, also eigentlich ein Grund für Freudentränen.
Der unzähligen Reginen, die ebenfalls schon mal weinten, sei exemplarisch und in tiefer Anteilnahme gedacht. Die meinen wir aber alle nicht.
Die nämlich, die wir meinen, ist eine ganz besondere Regina und weint nur hie und da. Und dann auch nur für ganz besonders Begnadete, so daß es ihren Wächtern ganz blümerant wird, weil sie nicht dazugehören dürfen.
In Jerusalem gibt es einen Platz, den man Dominus flevit nennt, was bedeutet: Ein Herr weinte. Männer weinen halt auch mal. Es kann aber genauso bedeuten: Der Herr weinte. Der Platz liegt nämlich im Garten Gethsemane. Jetzt kann man den Sinn verstehen, denn jeder Christenmensch weiß, warum ein oder der Herr dort weinte.
Unsere Regina jedoch ist nicht aus Fleisch und Blut, kann daher normalerweise auch kaum Tränen oder gar Blut weinen. Tut es aber trotzdem. Regina bedeutet Königin. Derer gab und gibt es noch immer viel zu viele. Hat mit Emanzipation nun aber rein gar nichts mehr zu tun. Es handelt sich auch nicht um die berühmte Regina Theresia von Konnersreuth in der sibirischen Oberpfalz, die Blut weinte und sogar schwitzte ein Leben lang, immer freitags. Die aber niemals eine Transfusion brauchte. O Wunder, o Mirakel! rief der Pilger von Lourdes, in dessen gesegneter Wasserflasche ein Zöllner feinsten Cognac fand.
Unsere Regina steht in Heroldsbach auf einem Podest und ist eine Himmelskönigin, derer es angeblich nur eine einzige gibt, sieht man einmal von ihren Vorgängerinnen Astarte, Isis, Venus, der Schönheitskönigin von Schneizlreuth und vielen anderen ab. Sie müßte also eigentlich Regina Coeli von Heroldsbach heißen, wissenschaftlich Regina Coeli Heroldsbachensis. Heroldsbach kennt man, wie man Gethsemane kennt. Heroldsbach ist aber vor allem näher als Gethsemane.
Regina Coeli Heroldsbachensis kann sich eines eigenen Hofstaates berühmen. Das sind in erster Linie ihre sündlosen Leibdienerinnen, die Hutzel- und Kräuterweiblein. Auch stämmige Marktfrauen gehören dazu, bei denen nicht gut Kirschenklauen ist.
Männlicherseits scharen sich Hofschranzen um sie: Reuige Steuereintreiber, die die gespendeten Finanzen verwalten und mehren. Herren in schwarzen Röcken mit Brevier, die um sie herum lustwandeln. Wissenschaftler, die eifrig suchen. Wonach? Nach Tränensalz natürlich. Und noch lange nicht zuletzt einige um ihr Seelenheil besorgte Bojaren, deren Erstgeborene sich am Ende doch nicht so recht zum Priester eigneten, und die deshalb gegen Naturalien weiteren Nachwuchs von der Königin erbitten.
Nicht O Wunder oder Mirakel, sondern Was Wunder unserer Zeit, daß die Tränen der Königin angezweifelt werden, sobald sie fließen, eine ungeheuerliche Blasphemie.
So behaupteten unter anderem unkeusche, jungfrauenfeindliche Dorfburschen, die Marktweiber opferten ihrer Königin hin und wieder pfundweise frische Zwiebeln.
Ein Zeitungsreporter kolportierte, vom Pfarrhof führe eine unterirdische Wasserleitung auf direktem Weg ins königliche Haupt voll Blut und Wunden.
Schließlich hieß es, der Mesner habe den bösen Buben des Tierarztes geschnappt. Als Ministrant verkleidet, obwohl die Fasenacht längst vorüber war. Er führte eine waffenscheinpflichtige Spritze bei sich, die aufgrund ihres immensen Druckaufkommens alten, siechen Ochsen einen halben Liter Penicillin auf einen Streich einzuschießen in der Lage sei. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, als Sachverständiger hinzugezogen, erklärte, das entspreche der Kraft eines C-Strahlrohres. Das Injektionsungetüm könne bei fachmännischer Ausnützung der Ballistik gut 30 Meter weit spritzen.
Regina Theresia von Konnersreuth wurde einst von einem aufgeweckten Buben, einem späteren Professor, gefragt, was es denn mit ihrem Blut so auf sich habe. Sie belohnte ihn mit einem Backenstreich und schmeichelte: Saubua, ausg´schamter!
Dazu ließ sich Regina Coeli Heroldsbachensis unseres Wissens bisher nicht herab.
Die Untere Himmelsschutzbehörde gab sich vorläufig bedeckt. Der Vorgang werde geprüft.
Hieße sie nun aber, wie sie selbst einmal flüsterte, Regina Rosarum Heroldsbachensis, die Rosenkönigin, so wäre das lediglich ein Fall für Floristen. Deshalb, geplagte Himmelsschützer und vielverkannte Gärtner, flugs an den Verhandlungstisch!
Isola bella
Isola bella
Die Inseln verschwinden las der für die Insel gereifte Herr Sonnenschein aus Chemnitz, früher Karl-Marx-Stadt, sozialistisch-mundartlich GoMoSto, bei SPIEGEL-Online.
Er griff nervös nach den Southern-Walking-Spießen und fragte rein rhetorisch: „Nu sowas, wo soll isch dann sassernwookn, hää?“
„Klicken Sie weiter, Herr Sonnenschein. Nach W und Westerland.“ befahl die virtuelle Stimme aus den Lautsprechern links und rechts des 200 Zoll großen Bildschirms tonlos.
„Westoland? Zu den Nockisch´n? Isch will meene Ruhe beim Sassernwookn!“
„Schweigen Sie, Herr Sonnenschein!“ gebot die Stimme barsch. „Machen Sie sich reisefertig.“
Herr Sonnenschein las weiter, sich jetzt redlich um schriftgetreue Aussprache bemühend: „Westerland, alter Name für Zit-ta del-la ter-ra o-vest.“
Gute Idee, dachte Herr Sonnenschein und bestieg aufgeregt die seetüchtige Jolle, die vor dem Haus ankerte.
Nach den vereisten Ländern wie Italien, Spanien oder Griechenland zog es ihn schon lange nicht mehr, denn Nordic-Walking war giga-out.
Das bordeigene GPS korrigierte sanft den Kurs, mal drei ° back-bord, dann fünf ° steuerbord.
Über Frankfurt am Main gab es ausnahmsweise einen leichten Ruck, und das Gerät zeigte 90° steuerbord an. Aus der zunehmenden Geschwindigkeit der Jolle folgerte Herr Sonnenschein, daß es von da an rasch meerabwärts ging. GPS beruhigte ihn: “Wir befinden uns jetzt im Bereich der Strömung des unterseeischen Flusses Rhein, lateinisch Flumen Rhenus.“
Herr Sonnenschein döste. „Rechter Hand sehen Sie Türme und Dach des Kirchenschiffes der gotischen Kathedrale in der ehemaligen Stadt Köln“.
Sieht aus wie der Kirchturm des Dorfes Graun im Reschensee, Südtirol, erinnerte sich Herr Sonnenschein und dachte wehmütig an Törggelen, Rotwein Marke Silberstückl und Birnenschnaps.
Am Lido von Cittá della terra ovest waren die Teufel los beim Sassernwookn. Auf der Stelle wooknd standen sie vor den Cafés und begehrten Einlaß.
„Wirre brauken noch ville mehre Schireme di Sole, Scheffe!“ -„Tschelato, Eise von Vanilla unde Schokolada, prägo sehrre, Sinjorina.“ –
„Due Kaputschinos für Sinjora e Sinjore dorte drübene!“ – „Opp, avanti, los, faule Stronzo von eine Gellnere!“
So gerieten sich germanoide Italianosse als Kellner, Gäste und Chefs in die Haare.
Vespas knatterten durch die Straßen, und im Ersten Cinemá della Cittá lief seit Jahren der Kult-Streifen Man sssprikt Italia.
Aus hunderten von Café-Lautsprechern überschlugen sich die Dauerbrenner Wenn bei Borkum die rote Sonne im Meer versinkt und O sole Sylte.
„Aah, gion porno, Sinjore Luce di Sole!“ begrüßte der geölte Recepziere im Hotel Herrn Sonnenschein dienstfertig und ließ das Gepäck aufs Zimmer bringen. Herr Sonnenschein verlor keine Zeit, kaufte den Southern-Walking-Pass und wookte sassern über die weißen Strände.
Nach drei Stunden ließ er sich durchgewookt, aber rundum glücklich vor einem Eiscafé nieder und grunzte ooahh auf sächsisch.
„Icke empfehle: Tschelato von Ssspitzebergen, pardongschio, Eisebergessspitze, Sinjore, Speschialitá della Casa.“ munterte der Kellner ihn auf.
Ein beleibter Signore, respektlos Pate genannt, obwohl er der Bürgermeister von Terra ovest war, lief schweißgebadet die Promenade auf und ab und klagte jedem Southern-Walker, daß am Nachmittag vier Zugladungen mit Italienern, Spaniern, Griechen und Nordafrikanern aus ihren verschneiten Heimatländern ankämen, und er fürchte, der Eisenbahndamm würde das nicht mehr lange mitmachen. Man müsse einen Krisenstab bilden.
Nachdem Herr Sonnenschein die Eisbergspitze genossen hatte, wurde er schläfrig.
Da drängelte sich penetrant ein fremdländisch klingendes Lied in die einschmeichelnde Melodie des Dekadensommerhits Isola bella, und der benommene Herr Sonnenschein identifizierte schließlich I bin rääf, rääf, rääf – rääf für die Iinsl.
Insel? Herr Sonnenschein überlegte fieberhaft. Endlich fiel es ihm ein. Der Bericht in SPIEGEL-Online! Die Inseln verschwinden… So war dort vermeldet worden.
„Nu, do gann doch woss nich stimm´… Do Göllner Dom under Wasser… alles under Wasser… bloß de Inseln nich? Nää, do gann woss nich stimm´…“
… rääf, rääf, rääf, rääf für die Iinsl…
„Isch ooch! Bin isch meschugge?“
Er beschloß zu erwachen. Da kehrte sich seine ursprüngliche Art zuoberst, und er schrie ungeduldig: „Unodue formaddschio, pardongschio, Tschelado, von Eisbergspitze, prägo, dalli!“
Er lag schwitzend auf der höchsten Spitze des vom Eise befreiten Großglockners im Liegestuhl, und alles Getier der Welt, von jedem ein Pärchen, alle in Gummistiefeln, hatte sich um ihn versammelt.
Da wurde Herr Sonnenschein ganz sanftmütig. „Gönn´ wa do Mutto Erde de wohlverdienten Wechseljahre. Kommt zwar ´n bischn friehe für des jugendlische Ollder von 13,7 Milliarden Jahren… aber… wenn se sonst geene Schwierigkeiten macht… nu, un überhaupt, von der Sache her, da ham se so ne Wissenschaftler, wo nischt wissen… warum froochn se nich einfach mal ´n Frauenoorzt?“
Es war der Silvestertag des Jahres 2114. Von Süd wehte ein trockener, lauer Wind und trug eine Taube heran, die einen Ölbaumzweig im Schnabel hielt.
Nahkampf
Nürnberger Nachrichten
NN/HA/FEUI/FEUI1 – Mi 07.12.2005 – KULTUR REGIONAL»Lassen wir uns nicht erschüttern«
Nürnberger Heimatgefühl: Willi Weglehner liest aus seinem Roman »Nahkampf«
Der in Thalmässing lebende Autor Willi Weglehner stellt heute (19 Uhr) in der Nürnberger Löhe-Buchhandlung (Burgstraße 7) bei einer Lesung sein Buch »Nahkampf« vor. Es ist die Geschichte der Familie Ellwanger, die auf Berichten von Zeitzeugen beruht.
Im Frühjahr 1933 kommentierte das »Nürnberg-Fürther Israelitische Gemeindeblatt« die ersten Maßnahmen der neuen NS-Regierung zur Diskriminierung der Juden mit den Worten: »Lassen wir uns durch keine widrigen Erfahrungen des Alltags entmutigen oder verbittern und unser Heimatgefühl nicht erschüttern.« Von einer solchen unerschütterlichen Liebe zur Heimatstadt Nürnberg, welche sogar die folgenden Jahre der systematischen Ausgrenzung, Beraubung, Vertreibung und Vernichtung überdauern konnte, erzählt der neue Roman von Willi Weglehner.
Alfred Ellwanger, der zur Zeit der so genannten Machtergreifung gerade neun Jahre alt ist, unterscheidet sich auf den ersten Blick durch nichts von seinen Altersgenossen im Arbeiterviertel St. Johannis. Fasziniert von den üblichen martialischen Bubenspielen, möchte er anfangs durchaus auch bei der Hitlerjugend mitmarschieren. Dass seine vorurteilsfreie Begeisterungsfähigkeit in einer von politischen Leidenschaften beherrschten Erwachsenenwelt auf vielerlei unerwartete Widerstände trifft, erstaunt ihn nicht lange. Die zunehmende existenzielle Bedrohung seiner Familie lässt das Kind erstaunlich schnell reifen.
Erlebnisse wie die alltäglichen Auswirkungen der Nürnberger Rassengesetze von 1935 oder die Pogromnacht von 1938 sind dennoch nur zu verkraften, weil nach wie vor auf ein paar Freunde Verlass ist. Halt bietet außerdem das neu belebte Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.
Historische Dimension
Willi Weglehner erzählt Alfreds Entwicklung in einem halb dokumentarischen Stil, der aber nichts Kühles oder Distanziertes hat. Dem Autor gelingt es vielmehr, die historische Dimension des geschilderten »Einzelschicksals« erkennbar zu machen.Alfred Ellwanger, seine Eltern und Großeltern sind ganz durchschnittliche Menschen mit allerlei Stärken und Schwächen, aber gerade deshalb verkörpern sie glaubwürdig die grundsätzliche Möglichkeit einer allgemein sittlichen Haltung auch in einer von Hass und Verblendung regierten Welt. Die von einer einfachen, ursprünglichen Moralität bestimmte Lebenshaltung verhindert im Fall der Ellwangers die Verbitterung, zu der ihnen zwölf Jahre »Drittes Reich« einigen Anlass geboten hätten. Alfred, dem 1939 quasi in letzter Minute die Flucht nach Palästina gelungen ist, wird dort ständig von Heimweh gequält, bis er 1945 als Angehöriger der »Jewish Brigade« in englischer Uniform zurückkehren kann.
Zu keiner Stunde fühlt er sich als Sieger oder gar als Rächer. Zusammen mit seinem Vater geht er sofort an den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in »seinem« Nürnberg. Dieser Aspekt und manches andere in Willi Weglehners Doku-Roman mag aus heutiger Sicht schier unglaublich wirken. Dennoch hat sich der Verfasser in allen relevanten Teilen streng an die historischen Fakten gehalten.
Das bestätigt ihm in einem Nachwort der 1923 geborene derzeitige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und SPD-Stadtrat Arno Hamburger. BERND ZACHOW
(i) Willi Weglehner: Nahkampf. Roman. Mabase Verlag, Nürnberg. 294 Seiten, 19,80 Euro.