Szenische Darstellung

Personen:
Zwei Wissenschaftler (W1, W2) aus Chemnitz
Ein Staatssekretär (S) aus dem Kanzleramt
Eine Bundeskanzlerin

Ort: Hinterzimmer im Bundeskanzleramt

W1: Hier die gewünschte Expertise, Herr Staatssekretär.
W2: Wir hoffen, diese entspricht Ihren Vorstellungen.
S (liest, seine Miene erhellt sich): Ausgezeichnet, meine Herren. 132 Euro, davon kann nicht mal eine Katze im Ruhestand leben. Hervorragend. Es wird einen Sturm der Entrüstung geben. Der Wahlkampf kann beginnen. Sie bleiben dabei? Keine nachträglichen Dementi? Abstriche? Sogenannte Nachbesserungen oder Relativierungen?
W1: Nein, nein, gewiß nicht, Herr Staatssekretär, bei unserer akademischen Ehre… Es war nicht ganz einfach, Herr Staatssekretär…
W2: Wir hatten wesentlich mehr Zeitaufwand, Herr Staatssekretär, neuestes statistisches Material… Ja, und alles wird teurer, ich habe vier Kinder, die alle studieren…
S: Keine Sorge, meine Herren, wir legen noch etwas drauf. Sie werden zufrieden sein können. Ich gehe davon aus, daß Sie Ihr Honorar in bar…
W1 und W2 (unisono): Sehr gerne, Herr Staatssekretär!

Szenenwechsel

Eine Bundeskanzlerin, ein Stehpult
Ort: Pressehalle des Bundeskanzleramtes

Bundeskanzlerin (am Stehpult, entrüstet): Eine Verringerung des Hartz IV-Regelsatzes wird es während meiner Kanzlerschaft nicht geben. 132 Euro, das ist eine Hohn! Davon kann nicht einmal eine Katze im Ruhestand leben. (eingeblendetes Gelächter nicht im Bild erscheinender Journalisten) Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.