Es hatte sich ja angekündigt, und Kaupthing war das Hauptding gewesen. Aber keiner wollte die Signale Ernst nehmen. Im Gegenteil, sie wucherten weiter, die Geschwüre – ja, man ließ sie bewusst weiter wuchern. Dabei weiß der Gebildete, dass bei den Germanen anlässlich eines Things Angelegenheiten der Gemeinschaft zu deren Wohl entschieden und sogar Recht gesprochen wurde.
Dabei hätte man doch wissen müssen, dass in Island die nordischen Götter sitzen. Es genügt, wenn wir nur drei nennen: Thor, auch Donar genannt, Odin und Freya. Freya darf nicht fehlen, obwohl sie weiblichen Geschlechts ist. Wegen der Diskriminierung, die sich heutzutage auch Göttinnen nicht mehr gefallen lassen.
Vorerst hatten sie geschwiegen, die GötterInnen. Dann grummelten sie, und die Anleger, gute und schlechte, in Europa zahlten drauf. Den Schlechten, also den Spekulanten, sei´s an den Hals gewünscht, das göttliche Grummeln.
Als die kleinen Sparer Islands dran waren, begann es zu donnern. Aber wieder wollte keiner die Signale hören. Weil die nördlichen Götter momentan nicht fashionable sind.
Und dann machte es auch nicht gleich Wumm, sondern nur Plopp, und der Himmel wurde aschegrau. Angeblich, denn von irdischen Gefielden aus konnte man das nicht sehen. Aber glauben sollte man es.
Aber nicht nur über Island wurde es angeblich grau, sondern so weit nach Süd, West und Ost, dass einiges in Turbulenzen geriet. Diesmal aber nicht die Flugzeuge in den Unbilden der Witterung, weil die am Boden bleiben mussten, sondern die Fluggesellschaften – und die Passagiere.
Was müssen die auch in der Welt umherfliegen? Tote-Hose-Mallorca! Thailand!
Dort hatten die Götter, die fernöstlichen allerdings, die fashionablen, doch auch schon gegrummelt, aber heftig. Bleibe im Lande und wehre dich täglich, heißt es. Gibt genug zu tun.
Also höhere Gewalt.
Ja, die GötterInnen mahnten.
Und jetzt haben die Klimaforscher, die von November bis April verdächtig schwiegen, vor, die Erde abzukühlen, indem sie künstliche Vulkane Asche spucken lassen wollen. Damit die Sonneneinstrahlung gemindert wird. Wo doch inzwischen jeder Depp weiß, dass tüchtige Geschäftsleute und Methangasrindviecher für die Erderwärmung verantwortlich sind.
So wie auch jeder weiß, dass durch den Ascheschild ein Wärmestau entsteht. Der erzeugt Hitze im Norden: kein Wunder, daß der Nordpol jetzt noch schneller abschmilzt als vor der letzten Eiszeit.
Kommt die Asche aber wirklich vom Himmel? Nein, sondern von unten. Und was unten ist, ist seit Anbeginn weidlich bekannt.
Donar wurde vor langer Zeit einmal von einem Mönch beleidigt, als der seine Eiche fällte. Er hatte dazu geschwiegen.
Ob er es sich gefallen lassen würde, daß seine Eiche ein zweites Mal gefällt wird? Das erste Mal wagte es der heilige Bonifarz, Onkel Willibalds, des Begründers des Bistums Eichstätt.
Wer oder Was in der Moderne von dort bzw. Schrobenhausen her kam und einfach nicht in Sack und Asche gehen wollte, dürfte Donar kaum milder stimmen, auch wenn er ein heidnischer Gott ist.
Deshalb raten die nordischen Götter auch nicht, in Sack und Asche zu gehen. Sie handeln und werfen damit rum. Es wurde Zeit.
Und wie aus der allgegenwärtigen europäischen Antike zu vernehmen ist, dampfen und qualmen Vesuvius und Stromboli bereits wieder verstärkt in ihrem Zorn. Der Ätna stänkert ohnehin das ganze Jahr.
Wehe, wehe, wenn Jupiter erst mal richtig ausgeschlafen hat!