Und sitzt zur Rechten

Eigentlich hatte sich Simpert Bippus für die Dauer des Schreiber-Prozesses bei der Tafelrunde krank melden wollen. Aber fünf Monate lang? Das sei freiwillige Isolationsfolter, befand er schließlich und verwarf den Beschluß. Stattdessen wählte er die Taktik des defensiven Angriffs.
„Jetzt erlaubt es sich dieser Herr doch tatsächlich, unseren hochverehrten Landesvater, Gott hab ihn selig, ins Spiel zu bringen. Das ist üble Nachrede über den Tod hinaus, Verletzung des Datenschutzes, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, wenn nicht Störung der Totenruhe, meine Herren!“
„Aber Simpus, unser FSJ ruht doch nicht, das sieht man jeden Tag an seinen Nachfolgern. Und manche sagen sogar, er sitzt zur Rechten um zu richten…“

Simpert hat nur ein wenig gezuckt.
„Das in der Tat, wenn er wird kommen von dannen, Schulmeister. Nimm dich in Acht. Aber Schreiber lügt. Wie sie alle lügen. Heute morgen zum Beispiel mußte ich lesen, ich verfügte über eine Vermögen von 155.000 Euro. Bei meiner Bank ist davon nichts bekannt. Und bei meiner Bank wird nicht gelogen, denn die ist privat und entsprechend versichert. So wie ich auch.“
„Weil du Pensionär bist und zu denen gehörst, die im Wohlstand schwimmen.“
„Riet ich dir nicht soeben, dich in Acht zu nehmen, damit du nicht gerichtet wirst? Auch du wirst einstens Pensionär sein, Schulmeister. Aber drei bis vier Gehaltsstufen höher als ich. Die einfachen Rentner müssen dann bis 80 arbeiten, und du brauchst dich nicht mehr auf der Straße sehen zu lassen.“