Sieben

Die Sieben ist eine magische Zahl und entstammt archaischen Zeiten und Kulturkreisen. Am bekanntesten ist sie wohl durch die Metapher Sieben fette und sieben magere Jahre, der eine Vision des biblischen Joseph in ägyptischer Kerkerhaft zugrunde liegt, die ihm ein rachsüchtiges Weib eingebracht hatte.
In der Alltgäglichkeit taucht sie immer wieder mal auf: Sieben Tage hat die Woche, sieben Zwerge wohnen hinter sieben Bergen, sieben Wunder zieren die Welt, und sieben Sachen muss der Mensch beieinander halten.
In jüngster Zeit erschien sie penetrant in den Schlagzeilen und wird sich vielleicht auch als geflügeltes Wort in den Sprachgebrauch einreihen: sieben Jahre.
Sieben lange Jahre hat der unter magischen Umständen in die Psychiatrie ausgebürgerte Gustl Mollath aus Nürnberg nun dort schon seinen Erstwohnsitz.
Das ist aber überhaupt nicht magisch, sondern bodenlos.
Den mach´ ich fertig! sagte seine Ex-Ehefrau, möglicherweise eine späte Freundin der Gemahlin des ägyptischen Potiphar zu einem Bekannten, nachdem er ihre und ihres Bank-Geliebten Machenschaften im Zuge von Schwarzgeldverschiebungen in die Schweiz aufgedeckt hatte. In der Gesamtheit ging es da um sage und schreibe 124 Millionen.
Und wenn man erfährt, wer oder was da betroffen sein soll, spürt man die Planken wanken unter den Füßen.

Man muss nicht siebengescheit oder gar ein Verschwörungstheoretiker sein um sich vorzustellen, dass ein deutscher Nachkriegsrichter in etwa wie folgt gesprochen haben könnte: Macht euch keine Sorgen, Freunde. Es gibt Mittel und Wege, den Stänkerer unschädlich zu machen. Wir sind doch schließlich Rotarierbündler.

Sieben Jahre unter Menschen, die ihres Verstandes und ihrer Handlungen nicht mehr mächtig sind, sind, gelinde gesprochen, sieben sehr magere Jahre, für Gesunde wohl kaum vorstellbar. Es reicht, wenn man in einer chirurgischen Klinik Menschen vor Schmerzen schreien hört.
Makabre Duplizität: In derselben psychiatrischen Einrichtung ist ein geistig Behinderter untergebracht wegen Mordes an einem neunjährigen Mädchen, dessen Leiche bisher nicht gefunden wurde. Alle Anzeichen deuten auf konstruierte Umstände.

Bezahlbar ist diese Zeit nicht, denn es sind sieben gestohlene Lebensjahre.
Der gewiss nicht rachsüchtige Gustl Mollath sollte sich daher nicht scheuen, einen siebenstelligen Betrag als Entschädigung für diesen Lebensdiebstahl zu verlangen. Falls er rauskommt.
Politisch scheint die Sache, außer dass es sich bei der Bank um die berüchtigte Hypo-Politbank handelt, und dass aus Wahlkrampfgründen ein großes Parteiengezeter darüber entstanden ist, nicht zu sein.
Noch nicht.
Und selbst wenn sich herausstellen sollte, dass wirklich politische Subjekte verwickelt sein könnten, wird da nichts Richtiges rauskommen, weil dann der Krähen-Grundsatz greift.
Aber: Sieben Jahre muss als feststehender Begriff für ganz besonderes Leid und himmelschreiendes Unrecht in die Metaphernsammlung über die magische Sieben eingehen.
Ein Tip noch für hessische Richter: Falls auch ihr Herren in magische Rotarier-Kreise aufsteigen wollt, sperrt schnellstens diese vier aufmüpfigen Steuerfahnder weg, die zu tief geschürft haben in bestimmten Kreisen. Eindeutige psychiatrische Gefälligkeitsgutachten liegen da ja ebenso vor.
Und eine Warnung an uns selbst: Lehnen wir uns besser nicht allzu sehr aus dem Fenster, wenn´s um die große Kohle geht. Da verstehen sie keinen Spaß, die Papierdemokraten. Die Tore zur Psychiatrie sind weit geöffnet. Nach innen. Nach außen gehen sie nicht auf, weil der  Faschismus, der dort beginnt, wo Menschen entrechtet werden, keine Gnade kennt.
Das zumindest sollte man gelernt haben in deutschen Gefilden.
Gustl Mollath glaubt an das Recht. Für den Chefarzt der Bayreuther Klappse ist sowas wohl eine nachhaltige Wahnvorstellung, womit er eventuell gar nicht so Unrecht hat. Damit wäre freilich der „Patient“ eine Gefahr für die Allgemeinheit und kann nicht entlassen werden.
Sind die Geldverschieber dann die zu schützende Allgemeinheit, Herr Dr. Psycho?
Darüber aber entscheidet natürlich wieder ein Richter – mit freundlicher Empfehlung aus dem Chefarztbüro. Der Kreis der All-Gemeinheit schließt sich.