Und sie bewegt sich doch!

Logisch bewegt sie sich. Zumindest seit Kopernikus und  Galileo Galilei. Vorher hatte die Katholika das alleinige Sagen, da war´s noch anders. Für die beiden kühnen Vorreiter sogar sehr gefährlich, sowas zu behaupten.
Vorausschickend sei betont, dass auch das, was man im folgenden hier zu lesen bekommt, zwar hypothetisch, aber nicht scheiterhaufengefährdet ist.
Warum erneut solche Überlegungen?
Die Antwort werden wir zum Schluss geben.
Ist unsere Erde statt mit glutflüssiger Materie mit Wackersteinen gefüllt, die sie kollern, bollern und schwitzen lassen, die ihr von einer kosmischen Geißenmutter in den dicken Bauch genäht wurden?
Beginnt sie dann zu torkeln und zu schlingern, am Ende gar zu kippen?
So wird es behauptet, und das ist nach den irdischen Gesetzen der Gravitation sogar irgendwie nachzuvollziehen – sofern man es nur will.
Demgemäß ist es dann auch nachzuvollziehen, dass sie Schlagseite bekommt wie ein Containerriese auf hoher See, dessen Ladung im heftigen Sturm verrutscht.
Es bestünde die Gefahr, dass sie in den Brunnen stürzt.
Weiters wird behauptet, dass sie bereits ein Stück gekippt ist, und zwar entlang der eigenen Senkrechtachse.
Danach würde sich die Nordhalbkugel einige Grad nach Süden geneigt haben und wäre einer direkteren Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die Folge, wie mit bloßem Auge beobachtet: Raschere Abschmelzung des Polar- und des Grönlandeises. Eigentlich normal, denn Grönland bedeutet Grünland.
Auf der Südhalbkugel das Gegenteil.
Im Norden tritt das Mittelmeer über die Ufer und vereinigt sich mit dem Nordatlantik, im Süden kann man trockenen, wenn auch kalten Fußes seinen persönlichen Südpol erobern und dort das Familienwappen hissen.
Der/die/das Menschlein, das sich allmächtig dünkt, hätte freilich keinerlei Einfluss darauf, denn die Winzlinge könnten in Jahrmillionen nicht so garstig anschüren oder Dreck in die Luft schleudern, dass das zum Tragen käme.
Aber da mischen halt seit langem allmächtige Assekuranzen wie Allianz und Münchener Rück mit, die sich an existenzbedrohenden Abgründen bewegen, weil sie besonders altruistische Angebote für „Naturkatastrophen“ unterbreiten.
Ja, einen Weltenbrand auslösen können die Schöpfungsgekrönten immerhin schon, dadurch aber allenfalls die Erdoberfläche ein wenig ansengen. Da gehen halt dann regional mal 500 Mio drauf. Das ist wie beim Geld. Es gibt sowieso viel zu viel Gelichter auf dieser Welt. Fatal nur, dass es dann die Ehrbaren auch träfe.
Vielmehr glauben sie auch zu wissen, dass die bisher erfassten Galaxien durch das Universum wandern. Die unsrige, genannt die Milchstraße, mache da keine Ausnahme.
Eine solche kosmische Wandervogelbewegung findet natürlich auch innerhalb der Galaxien selbst statt.
Wie eine Anhäufung kindlicher Mobiles etwa.
Sollte beides zusammen, die in sich rumpelnde und pumpelnde Erde sowie ein unwegsamer galaktischer Wanderpfad die Ursache für Achsenneigungen oder –verschiebungen sein? Kann einleuchten oder auch nicht, weil da draußen andere Physika gelten, die das kleinschmidt´sche Denken in Kopfschmerzen verwandeln.
Weil aber auch, allerdings wiederum nur nach irdischem Ermessen, eine Bewegung eine Gegenbewegung erzeugt, käme es irgendwann zu einer umgekehrten Ausrichtung: Unsere gute Mutter torkelt in die andere Richtung, der Nordpol federt weich zurück und neigt sich widerpartig, es wird kalt in der nördlichen Hämisphäre, saukalt, dass sogar die Alpengletscher wieder im kilometerdicken Eis verschwinden. Alles schon da gewesen, oder etwa nicht?
Zur Verteidigung unserer geliebten Spezies Erdenwurm könnte man allerdings und eventuell doch nicht ausschließen, dass Archimedes´ Seele einen Hebel im Weltraum angesetzt hat.
Haut aber auch nicht hin, denn dessen Seele war eine irdische, und solche vermögen das nicht, selbst wenn sie mittlerweile leicht göttlich geworden sind. Es gibt da nämlich noch Unterschiede in der Göttlichkeit.
Geben wir nun die Antwort auf die unnütze Warum-Frage:
Weil der Mensch mit einem Quentchen trügerischer Denkfähigkeit versehen ist, zerbricht er sich seinen krausen Kopf mit allerlei Warum-Fragen. Glaubt er, eine Fährte gefunden zu haben, steigert er sich so darein, dass es nicht lange dauert, bis er alles für bare Münze hält, was er sich zusammengeschustert hat.
Dass er spintisieren, sich verrennen, sich lächerlich machen könnte, kommt ihm dabei nicht in den Sinn. Stattdessen kämpft er wie ein Löwe darum gegen seinesgleichen.

Man schaue des Nachts zum Himmel und erschaudere in Ehrfurcht. Das ist das, was uns gebührt, nichts sonst.

Fassen wir zusammmen: Sie bewegt sich doch, und zwar so rasend schnell, dass uns der Wind um die Ohren pfeift. Auch ohne Archimedes´ Hebel im Universum.
Und sie bewegt sich weiterhin geordnet in ihrer Bahn, wenn auch leicht gekippt, mal hierhin, mal dorthin. Ganz charmant, wie bei einem artig barocken Tänzchen.

Quelle: SPIEGEL-Online Wissenschaft vom 07.10.2012