Vor lauter Sommermärchen erfuhren bisher nur ganz wenige von einem anderen Märchen. Märchen? Nein, eine handfeste Lüge war´s, eine Verleumdung, ebenfalls vor einem Millionenpublikum.
Der Märchenerzähler ist in der Regel ein ehrenwerter Mann. Er begeistert die, die noch begeisterungsfähig sind, mit wunderbaren Geschichten, mit seiner Mimik und Gestik. Der Märchenerzähler, nein, der Verleumder, von dem hier die Rede ist, tat es mit einer frei erfundenen Lüge und giftiger Häme.
Mittlerweile hat er dementiert, was auch nur ganz wenige erfuhren. Dementi und Entschuldigungen gehören zu unserer politischen Landschaft wie Black-Outs, allgemeine Vergeßlichkeit und Spezial-Amnesie. Ein wenig wird schon hängenbleiben.
Also: Angela Merkel hat nicht in Moskau studiert, war demzufolge nicht so privilegiert in der DDR, wie der Märchenerzähler, pardon, Verleumder es dem Millionenpublikum bei Anne Will weismachen wollte.
Bisher glaubten ihm viele, auch der treudoofe Kommentator. Vor allem, er habe die SPD verlassen, weil sie an ihren eigenen Grundfesten säbelte.
Die Linke wird nicht glaubwürdig sein können mit so einem Mann an der Spitze. Ihr Aufrechten in dieser Partei, die für viele nicht nur Protest, sondern Hoffnung ist, schmeißt ihn lieber raus, denn wie er über den politischen Gegner lügt, wird er auch euch belügen. Und die Menschen, die euch jetzt wählen, werden bald wieder denen glauben, die noch dreister, aber auch viel subtiler lügen. Und dann Gnade uns Gott.
Sein berühmtester Namensvetter war ein Dichter, der in andere Welten schaute. Keiner vor oder nach ihm verstand es, den Mächtigen die Wahrheit in der Form der Fabel so um die Ohren zu schlagen wie er. Er hieß Jean de La Fontaine.
Der andere mit dem Vornamen Oskar existierte nicht wirklich, wurde aber bekannt als der mickrige Blechtrommler.
Und nota bene, homo politicus perfidusque: Auch der Gegner hat ein Recht auf Fairness und Wahrheit!