Wurzeln

Am Rande der Synode der bayerischen evangelisch-lutherischen Kirche kündigte Landesbischof Friedrich an, man werde sich mit antisemitischen Tendenzen bei Martin Luther beschäftigen. Überfällig, ihr Herren Pastoren. Was der Reformator diesbezüglich von sich gab, war zwar noch kein rassischer Antisemitismus, sondern theologischer Antijudaismus, nichtsdestoweniger aber die geistliche Rechtfertigung für die spätere, verhängnisvolle Entwicklung. Nicht umsonst freute sich der thüringische Landesbischof Sasse im November 38, daß die Synagogen gerade zum Geburtstag Luthers brannten. Dieser hatte nämlich neben vielen anderen Ungeheuerlichkeiten dazu aufgerufen, Synogogen abzufackeln. Es waren daher keineswegs nur „Tendenzen“ Luthers, sondern eine stark ausgeprägte Geisteshaltung gegenüber den verstockten Juden, die sich nicht zur christlichen Heilsbotschaft bekehren lassen wollten. Bekanntermaßen fanden sich gerade unter evangelischen Geistlichen und den ihnen anvertrauten Schäflein besonders viele Nationalsozialisten.

Es wird Zeit, etwas zu tun, hohe Würdenträger. Beider Konfessionen. Aber bitteschön das Übel an der Wurzel packen. Da muß man freilich bei Paulus und den gütigen Kirchenvätern beginnen.
Bischof Müller von der anderen Fakultät erschien vorsorglich nicht, obwohl er eingeladen war. Ahnte er etwa, daß Josel Schuster, der Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, auf dieser Synode eine deutliche Sprache sprechen würde?
Schon 18 Prozent der Deutschen sind heute wieder judenfeindlich eingestellt (dpa, 28.11.08). Wieviele werden es morgen und übermorgen sein?