Dringlichkeiten

Was ist heute nicht dringlich oder umgehend oder sofort oder, im jetzt üblichen Sprachgebrauch, urgently zu erledigen, zu bekommen, zu besorgen, wo jeder alles hat bis auf die Armen, derer täglich mehr werden?
Da haben wie nun einen Präsidenten, sich dessen zu entledigen diese Gesellschaft mehr als genügend Bedarf hätte. Dringlichst eben.
Ebenso dringlich ist daneben auch die Beendigung der unsäglich gewordenen Verlautbarungen dazu.
Grundsätzlich dringlich ist freilich auch die Entledigung von allen Umständen, die damit zusammenhängen.
Gönnen wir uns einen kurzen Rückblick auf einige Personen, die das Amt bekleideten in der Historie.
Nach Abdankung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm des Schnurrbärtigen war der Präsident tatsächlich der oberste Mann im Staate.
Dem Voll-Irren mit dem weniger opulenten Schnurrer, einem volksdeutschen Schnurrer nämlich, gelang es, durch einen Staatsstreich das Amt des Staatspräsidenten mit dem des Kanzlers zu vereinigen. Das Amt, das einige Jahrzehnte vorher ein gewisser Bismarck mehr oder weniger gut ausgeübt hatte – zumndest mit dem Kaiser im Hintergrund, dem obersten Souverän von dafür eigens geschaffenen Gottes Gnaden.
Nach des Volksschnurrbärtigen und seines auf tausend Jahre vorgepachteten Reiches schmählichem Ende der Volksdiktatur einer diebischen und massenmordenden Oligarchenclique blieb das Amt des Präsidenten zwar bestehen, entfaltete sich de facto aber zu einer kostspieligen Scheinbühne, auf der die Puppen tanzten, von wem auch immer hineingehoben und dann geführt.
Vom Derzeitigen wollen wir nun aber wirklich nicht mehr sprechen, weil er ein Lügner und Vertuscher ist. Es nützt  auch nichts, wenn er eine Rede zur Wannseekonferenz hält, die sowieso nur einer seiner Schreiberlinge verfasst hat.
Da waren andere vor ihm, Vertreter des Neuanfangs nach der mörderischen Katastrophe, denen man ihr Demokratiebestreben noch abnehmen konnte, wenngleich unter diesen auch mindestens ein Halbseidener mit NS-Vergangenheit war. Man sah es ihm nach, weil man ihm ansah, dass er ein Hanswurst war und populärwissenschaftlich Penis Lübke, der Einfaltspinsel genannt wurde.
Andere kann man ruhigen Gewissens in die Event-Veranstalter mit höchster Rendite einreihen: Weihnachtsansprachen, Neujahrs- und sonstige überflüssige Empfänge, der Abwechslung halber dann und wann eine Reise nach Afrika, wo sie verhungernden Kindern übers Köpfchen streichen und sich in zerknirschter Fürsorge ablichten lassen.
Das Amt an sich ist so viel wert wie seine Repräsentanten, also nicht weniger überflüssig. Das gilt auch für die Residenz mit dem wunderschönen Namen Schloss Bellevue, dem es noch besser zu Gesicht stünde, dass dort arme Kinder untergebracht würden, schon der schönen Aus- und Ansicht halber. Nur ja nicht unter der Supervision der vormaligen, nun beschäftigungslos gewordenen temporären Bewohner, weil die ihnen nur Unfug, Lüge, Verschwendung sowie die Inanspruchnahme undurchsicht-ger Kredite und sonstiger Bestechungsmöglichkeiten aktiver wie passiver Art beibringen würden. Dinglichkeitsstufe eins.
Bleiben wir beim Rating. Wie sind die Parteien einzustufen? Von Triple A bis Triple Zero, sprich 000, also eine Null mehr als der Ort der Notdurft.
Das ist nicht schwer und bedarf keiner der Rating-Agenturen, die angeblich von US-amerikanischen Schurken zur Zerstörung Europas angeheuert werden.
Augenfällig nötig ist die 000-Einstufung einer Partei, die sich Freie Demokraten nennen. Keiner weiß mehr, dass diese Partei noch weit in die Zeit der scheinbar gefestigte Demokratie hinein einem Sammelsurium ehemaliger SS-Kameradschaften als Unterschlupf diente. Doch das ist jetzt mal sekundär, denn die Freien Demokraten demontierten sich innerhalb von gut zwei Jahrzehnten selbst, wenngleich sie sich noch immer als Zünglein an der Demokratie-Waage fühlen. Trotz aller niederschmetternder Umfragewerte. Schon ein starkes Stück.
Dass die Parteien, durchsetzt von Lobbyisten, eine euphemistische Wortkreation für Bestecher, grundsätzlich ein Haufen von Karrieristen, Profilneurotikern und hochdotierten Postenschacherern und –jägern sind, von Jugend an darauf getrimmt, unverständliche Wortschöpfungen zu erfinden bzw. erfinden zu lassen, diese umherzuposaunen, drauflos zu palavern, somit nichts sagen, also nichts anderes im Kopf haben als die Menschen zu belügen zum alleinigen Zweck der Erhaltung ihrer Pfründe, bedarf keiner besonderen Erwähnung mehr. Die Menschen draußen wissen es, können aber nichts tun als sich grün und blau zu ärgern darüber.

Da waren doch die Sozialdemokraten einst angetreten mit der Kampfparole „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. Zu Recht. Was wurde daraus?  Eine Partei der sozialistischen Weltkriegskreditgeber.
Die „C“-Parteien sind das Produkt der Zeit nach dem zweiten Gemetzel, das von Deutschen angezettelt wurde, weil das erste noch nicht gereicht hatte. Ihr Markenzeichen, das „C“ stammt offenkundig aus der Zeit, als das Wort geboren wurde, also vor 2000 Jahren, müsste demnach längst gestorben sei. Doch manches ersteht neu auf, wenn auch nicht gleich nach drei Tagen.
Die große Hoffnung im Schlamassel waren die, die sich „Grüne“ nannten. Weil sie noch nicht ganz trocken hinter den Ohren waren?: Strickliesls und Fahrradamateure. Heute stricken sie anderes und fahren in gepanzerten Limousinen vor, die ihnen vom Klassenfeind zur Verfügung gestellt werden.
Das rechte Spektrum wird nicht verboten, weil man es eventuell irgendwann mal brauchen könnte.
Dessen entgegengesetzte Seite ist bekanntlich links: Da hocken die Epigonen eines Unrechtsunwesens, das eine Zeitlang den Anspruch darauf erhob, Staat zu sein.
Totenkopf und Palästinensertuch, makaber genug: Selbst für die fünfte Jahreszeit eine abgelutschte Augenbinde. Zum Kinderfasching taugt´s gerade noch. Ein Konglomerat von Narren.
Nicht zuletzt die Banken, sprich, die Finanz- und Kapitalwirtschaft, Versicherungen eingeschlossen, die bisher nichts im produktiven Sinn erarbeiteten und immer wieder nur Volksvermögen, das sie sich erwucherten, vernichteten. Abschaffungsdringlichkeitsstufe DoubleOneOne, viermal die Null.

Was tun? fragen wir, aber nicht, weil einst auch Lenin diese Frage stellte.
Vielleicht ist die Antwort wirklich ganz einfach: Statt der Lobbyisten-Parteien und ihrer Verbündeten aus dem Finanz-sektor müssen Fachleute ran, die sich permanent der Überprüfung ihrer Qualifikation zu stellen und Schaden, den sie verursachten, aus eigener Tasche zu bezahlen haben. Dann wird sich schnell die Spreu von Weizen trennen.

Das einzige, was wir wirklich dringlich, also Dringlichkeitsstufe Triple-A im Quadrat brauchen, sind öffentliche Bedürfnisanstalten. Kostenlose. Denn wenn´s da dringend wird, ist es wirklich dringlich, für reich und arm gleicher-maßen. Und was nützt dem flanierenden Milliardär ein Pack loser Tausender in der Tasche, wenn er vor dem Örtchen keine 50 Pfennig parat hat?
Vielleicht kann ihm dann ein Bettler aushelfen.