Ricci e poveri, fortuna e amore (Die Reichen und die Armen, das Glück und die Liebe)

Ich kenne einen jungen Mann, der gar nichts ist und nichts Besond´res kann... Sagt Ihnen nichts? Dann ein Stück weiter: Du hast Glück bei den Frau´n, Bel Ami! Jetzt funkt´s, was? Ein schöner, alter Schlager. Hat doch der Hutbrillen-Udo auch schon besungen.
Zur Sache: Der junge Mann, der nichts ist und nichts Besonderes kann, ist logischerweise nicht reich, sondern ein armer Tropf.
Hm, hm, und ausgerechnet der soll Glück in der Liebe, speziell bei den Frauen haben? Ein Märchen! Und doch trifft zumindest der Umkehrschluß zu: Der andere, der was ist, was kann und folglich reich ist, hat kein Glück bei den Frauen. Oder mit den Frauen? Es gibt da schon Unterschiede in der Definition. Also, wenigstens auf Dauer hat er kein Glück. Denn er wird arm, nicht viel anders als der Tellerwäscher, der mal Millionär war. Das ist bewiesen.
Aber warum ist das so? Die Frauen könnten ihm doch seinen Reichtum gönnen, weil sie davon partizipieren, wenn sie ihn lieben. Ach, wäre das nur so einfach. Es gibt da nämlich wirklich ein Märchen, das vom Fischer un siner Fruu. Die nie genug kriegte. Dabei war die noch harmlos, sagen die richtig reichen Männer.
Es gibt eine andere Grundregel in der Begegnung der Geschlechter: Glück im Spiel – Unglück in der Liebe. Umgekehrt: Glück bei den Frauen – Unglück im Spiel. Für die wirklich reichen Männer ist das Geldverdienen ein Spiel. Haben sie dort Glück, versagt sich ihnen das Liebesglück. Das stimmt, ehrlich. Die Frauen wollen Liebe, die Männer nur das Eine. Die Frauen bedienen die Männer, um Liebe zu bekommen. Sie sind also im wahrsten Sinn des Wortes Liebe(s)dienerinnen. Aufopfernd, selbstlos, altruistisch. Merkwürdig, daß gerade reiche Männer das verneinen und behaupten, die Frauen wollten ihr Geld, während sie doch nur das Eine wollten. Himmelschreiend, denn was ist das nur Eine gegen das Geld der reichen Männer? Ein Nichts, das muß jeder zugeben. Aber die Frauen wollen das nicht zugeben, wie immer. Dabei braucht man nur die reichen Männer zu fragen. Das sind Heinrich der Achte, Dieter Bohlen, Jakob Fugger, Flavio Briatore, Frederick Prinz von An- und ohne beständigen Aufenthalt. Die wußten schon, warum sie sich von den Frauen trennten, die sie arm machen wollten.
Aber man sollte auch die Frauen fragen, die geliebt werden wollten und sich der Dienerinnen-Berufung verschrieben: Eva Paradisi I., die Königin von Saba, Aschenputtel, Anna Nicole Smith. Deren Männer waren schlicht und einfach nur Geizkrägen, die nur das Eine wollten, aber gefälligst umsonst.
In einem anderen Einen hatte Karl Marx wenigstens nicht Recht. Die Reichen werden nicht reicher, sondern immer ärmer – an Geld, und die Armen, die nichts sind und nichts Besonderes können, immer reicher – an Liebe. Dank der Frauen.
Vielleicht hilft ein kleiner Maßnahmenkatalog. Reiche Männer sollten auf Agape, die reine Liebe ohne das Eine ausweichen, egal, was es koste. Dafür sind sie ja reich. Manche nennen das auch Platonie. Was sich freilich dahinter versteckt, ist noch immer nicht ganz geklärt. Weil das von den alten Griechen kommt, könnte es sich durchaus um Lustknabenliebe handeln. Dann hinein in die Traufe.
Bitte nicht überstürzt ins Kloster gehen, denn dort herrscht das Urchristentum mit Teilen und so.
Am einfachsten und billigsten wäre ein Spezial-T-Shirt mit der Aufschrift „Andere Mütter haben anständige Töchter“. Dann wissen alle Bescheid, und keiner der Beteiligten wird arm.
Und überhaupt von wegen Armut. Altersarmut oder Mittelstandsarmut, es darf gelacht werden! Reichtumsarmut muß es heißen, kapiert?