Würden Sie mir freundlicherweise Ihre Tochter fürs Wochenende überlassen, Herr Kohl?
Gestatte mir, um die Hand deines Fräulein Tochter anzuhalten, Genosse Münte.
Eh, Stronzo Berlusconi, come va deine kleine Enkeltoktere?
Nein, die Herren stört die Häme nicht, ganz im Gegenteil, sie fühlen sich geschmeichelt. Oder sie stehen drüber. Dürfen sie auch, denn was sie tun, hat Tradition.
Schon der steinalte Abraham legte sich – auf Anraten seines Weibes Sarah – zur Magd Hagar, damit diese ihm einen männlichen Nachfolger gebäre. Das geschah, aber als Sarah wider Erwarten dann doch noch schwanger wurde, schickte sie die Magd mitsamt dem Abkömmling Ismael in die Wüste.
König David fror in seinen letzten Lebensjahren erbärmlich. Also besorgte ihm seine Frau Bat Scheva eine junge Bettgenossin, die ihn mit der Hitze ihres Leibes erwärmte. Mehr wollte der König auch nicht.
Alles kein Problem zu den Zeiten der Vielehe.
Im Venedig oder Florenz des überhaupt nicht finsteren Mittelalters nahm sich der ausgemergelte, gichtige, hakennasige, pockennarbige, ungewaschene und vor allem über die Maßen geizige Avvocato ein junges Weib, das ihn nach Strich und Faden mit ihrem jungen Liebhaber betrog und nichts anderes im Schilde führte als die sorgsam verschlossene Goldkiste des maledeiten Alten zu knacken.
Wir sehen: Es gibt vielerlei Gründe, wie der alte Esel zu einem jungen Weib kommt.
Begehrt der junge Mann eine ältere Frau, so sprechen die Psychologen vom Ödipus-Komplex. Zu kurz gekommen durch verweigerte oder frühzeitig verlorene Mutterliebe.
Dieses Phänomen nimmt ebenfalls zu, so hört man.
Da aber viele Jüngelchen bis annähernd 40 im „Hotel Mama“ logieren, darf man getrost davon ausgehen, daß die Initiative von den älteren Damen ausgeht, wenn sie jene ihren Mamas abspenstig machen. Wie Kleider Leute machen, so machen jüngere Begleiter jüngere Damen. Denken die älteren Damen wenigstens.
Man sollte aber den Hut ziehen vor Frauen, die sich jüngere Männer angeln. Die können ihnen bei keiner Karriere mehr behilflich sein, das ist schon viel wert.
Aber wofür sind sie denn dann gut, die jungen Männer?
An dieser Stelle sollte man, bitteschön, nicht in banale Tiefen der Biologie, Anatomie oder sonstige Anzüglichkeiten abgleiten.
Denn auch die Frau sieht in dem jüngeren Mann einen Jungbrunnen für sich selbst. Und das ist bekanntermaßen sogar noch viel ausgeprägter, weil eine Frau nicht alt werden darf und kann.
Das ist verständlich, weil in unserer Zeit überhaupt keiner mehr sterben will.
Dennoch sei Vorsicht geboten, ihr werten Damen: Die Gigolos haben es vielleicht auf euere Beerbung abgesehen, auf die Goldkiste sozusagen. Nur wißt ihr es nicht. Lauft deshalb nicht umher wie der Avvocato, sondern pflegt euch, denn die Konkurrenz ist groß.
Kehren wir zurück zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung.
Ist nun der Ödipus-Komplex so in sein Gegenteil umkehrbar, daß ältere Männer – wesentlich ältere Männer wie die Genossen Brandt und Münte, der Vereinigungskanzler oder der italienische Stronzo Berlusconi – in ihren neuen Eroberungen junge Mütter sehen, die sie zur Brust nehmen und ihnen die Jungbrunnenmilch geben, die sie so bitter nötig haben?
Wäre für die eine oder andere staatsmännische Entscheidung gar nicht so schlecht.
Zusamenfassung und Bewertung:
40 Jahre Altersunterschied, mindestens, gehören zum guten Ton. Das ist so und nicht zu ändern. Die Menschen werden ja auch immer älter. Da relativiert sich manches.
Das Geheimnis ist keines. Es findet lediglich eine Annäherung/Angleichung der Geschlechter statt. Und das ist gut so, denn dieser saudumme Geschlechterkampf muß doch irgendwann mal ein Ende haben.
Der alte Mann nimmt mehr und mehr die Rolle der Frau an sich an, putzt sich, streckt sich, plustert sich noch mehr auf als vorher, ist über jeden Verstand erhaben, kurzum, er entwickelt die weibliche Eitelkeit.
Die junge Frau strebt nach den Eigenschaften des alten Mannes, der angeblichen Klugheit, der Macht oder schlicht und einfach nach dessen Goldkiste.
Leider wird sie genau da landen, wo der Mann sich dann gerade befindet.
Und der Mann?
Er wird sterben, ob er will oder nicht. Die Frau auch, halt ungefähr 50 Jahre später.
… die Jungen zu den Alten!