XL

XL ist eine bekannte Konstante aus der Bekleidungsindustrie mit wenig bekannten Ausmaßen, sagen wir der Einfachheit halber mal, für den Durchschnittswohlstandsbürger mit einem Gewicht bis zu 80 kg.
Neuerdings findet sie auch im qualifizierten ökonomischen Bereich Anwendung: Durch einen bisher weniger bekannten Herrn und Weinverkoster namens Brüderle (mundartliche Bezeichung der Verkleinerungsform des Substantivs Bruder, also Brüderlein) avancierte XL zur Größe des Wirtschaftsaufschwungs.
YL ist eine weniger bekannte Größe und findet auch nur zeitweise Beachtung. Dann aber dicke.
YL ist nämlich die Göße der Wirtschafts- und Finanzkrise.
Somit ist es höchste Zeit, diese Koeffizienten effektiv zueinander in Beziehung zu setzen und mathematisch zu definieren, damit auch die unbekannten Ausmaße der bekannten Konstanten konkret fassbar werden.
Wir müssen uns voraussichtlich einer Gleichung mit zwei Unbekannten stellen. Benennen wir diese wie üblich und auch aus aktuellem Anlaß mit X und Y.

Gegeben: Y   = Krise
YL = Krise (Krise large)
X   = Aufschwung
XL = Aufschwung (Aufschwung large)

Somit ergibt sich folgende Gleichung:
XL : YL   =  Wirtschaftsprognose

L kürzen sich weg, bleibt X  : Y = Wirtschaftsprognose

X was? Eventuell haben wir uns geirrt, so dass es vielleicht heißen müßte Y : X

Dann folglich umgekehrt: Y was?
Solange wir allerdings keine näheren Daten der Implementierung haben, kommen wir Schulmathematiker so nicht weiter.
Reichen wir deshalb die Gleichung, die zunächst so einfach erschien, zurück an die modernen Wahlwahrscheinlichkeitsrechner Brüderle und sein großes Schwesterle aus der Uckermark, die mit sage und schreibe mindestens 26 Unbekannten zwischen Alpha und Omega umzugehen wissen wie der begnadete Jongleur mit 26 Bällen aus dem Zirkus Bombasticus:
X, die Größe des Aufschwungs, kann per se nur „large“ sein.
Y, die Größe der Krise, hat sich selbst aufgelöst, wie sämtliche neuesten Expertenerkenntnisse es beweisen.
Möglich machte es in der Gesamtheit eine verantwortungsvolle Geldgeschäftspolitik, die die Reste von YL hinwegfegte wie der Wüstensturm den Sand der Sahara übers Mittelmeer bis nach Mitteleuropa treibt.
Dieser Sturm schüttete die Geldscheine sowohl über den Banken und mittelständischen inländischen Unternehmern als auch über namhaften ausländischen Auftraggebern aus und lässt sie nun impotenziert zurückkehren in heimische Gefielde. Die Auftragsmärchenbücher sind voll, die Wirtschaft grunzt.
Banken können sich gegenseitig frisches Geld ausleihen und an Vorstandsmitglieder verteilen, die wiederum alte, gediegene Banken mit wundersamen Bilanzen „as peanuts“ einkaufen.
Herr Staat kann neue Gelddruckmaschinen, Schmiermittel eingeschlossen anschaffen, denn der Geldbedarf ist atemberaubend.
So muss die Wirtschaft laufen, jawoll!
Wenn Bedarf da ist, ist es gut, so drückt es eine uralte und bestens bewährte ökonomische Faustkeilregel aus. Denn Bedarf ist gleich Nachfrage. Und wo Nachfrage ist, da ist auch Konsumkraft.
Dass die deutschen Gelddrucker, organisiert in der Gewerkschaft „Druck und Brotzeitpapier“, sich mit ihren europäischen Konkurrenten in die Haare kriegen, spricht mehr als dafür. Schließlich ist auch der Wettbewerb ein Indikator für eine ausgezeichnet funktionierende Wirtschaft: Konkurrenz belebt das Geschäft.
„Druck und Brotzeitpapier“ ist Losung und Lösung der Wahlwahrscheinlichkeitsrechner Brüderle und Schwesterle, ein nie da gewesener Schulterschluss von Regierung respektive Arbeitgebern und Gewerkschaften, den sozialen anarchistischen Unruhestiftern zu Trotz und Hohn noch dazu.
1923 und 1948 dagegen ist Schnee von gestern. Danach war es ja auch weitergegangen. Nicht irgendwie, sondern im ersten Fall durch die langfristige Vorbereitung eines weiteren Großkriegs. Im zweiten durch ein sagenhaftes Wirtschaftswunder nach dem Großkrieg.
Das sind doch Perspektiven!