Nachruf – und Chance auf Neubeginn

Sie kommen zurück, die Olympioniken und -nixen, und mit ihnen die Besucher, auserwählte Feldgeschworene, Gutmenschen, Prediger und Menschenrechtsmarathonläufer. Mit reichlich olympischem Geist und Beweismaterial im Gepäck. Andere mit viel Geld.
Sie konnten sich alle persönlich überzeugen, daß es im Reich der Mitte kein Getreide, keine Milch, kein Rohöl und vor allem kein Bier gibt. Aber jede Menge merkwürdiger Friseurgeschäfte, nur für Männer. Und im sagenumwobenen Tibet werden Tausende von Exilkubanern gefangen gehalten.
Künstlerische Eröffnungs- und Abschlußshow? Fehlanzeige, nie in natura gesehen, weil in einem TV-Studio exklusiv und mit schlitzäugiger Raffinesse allein für den Westen produziert. Kam uns sowieso chinesisch vor.
Wegen eklatanter Verletzung der Freiheit des Witzeerzählens auf offener Straße sollen die Spiele nun wieder in das Land der Wiege demokratischer Verhältnisse verlegt werden. Und zwar dauerhaft. Freilich nicht nach Olympia, denn dort brennt es leicht. Dann müßte man ja schon wieder protestieren. Gegen die brandrodenden Grundstücksspekulanten, die es in einer Demokratie überhaupt nicht geben kann.
Nein, sondern auf dem Olymp selbst werden sie in Zukunft stattfinden, die Spiele von Frieden, Harmonie und monetärem Segen. Allerdings nur noch in zwei Disziplinen: Blitzeschleudern und Schürzenjägerei, den Lieblingsbeschäftigungen des alten Göttervaters Zeus. Ist auch viel überschaubarer für die Sportsfreunde. Mal sehen, ob Zeus genug Sportsgeist und Selbstbeherrschung aufbringt, da längere Zeit untätig zuzuschauen. Denn die Olymponixen…
Seine alte Hera brummt jedenfalls schon wieder in Eifersucht.