Telemanie

Wir müssen umdenken, Leute, ganz gewaltig. Und weil wir bereits einige Übung darin haben, mit all den Umkehrungen und Verdrehungen dieser Welt zurechtzukommen, wird es uns auch nicht mehr allzu schwerfallen. Der menschliche Geist ist flexibel.
Es geht in diesem Fall – ganz einfach – um die Neubestimmung eines Begriffes, der aus der Sprache nicht mehr wegzudenken ist. Television, Telepathie, Telekinese, telegen. Was fehlt da? Richtig, gut mitgedacht, Telekom müßte eigentlich an erster Stelle stehen. Telekom war zwar bisher ein Synonym für Ärger, doch den schlucken wir jetzt, denn es liegt Wichtigeres in der Waagschale.
Warum müssen wir umdenken? Da gibt´s nichts umzudenken, oder sollen wir den Ärger etwa auch noch schönreden?
Gott bewahre! Nein, es geht um „tele“. Das bedeutet „fern“. Jetzt ist der entscheidende Schritt zu machen: „tele“ darf nicht mehr „fern“ bedeuten, sondern „nahe“. Die Telekom ist nahe, sehr nahe.
Wir können das Kind nun ruhig beim Namen nennen, nachdem es in den Brunnen gefallen ist. Das Ganze war ein Testlauf zur Pivatisierung der Geheimdienste. Wird auch Zeit, denn die sind ja so irre teuer. Da kommt frischer Wind auf, wie bei Post und Bahn.
Smarte Telekom-Techniker besuchen uns demnächst in unseren Wohnungen, empfehlen Super Hyper DSL mit 60000 Umdrehungen pro Milisekunde, das alles für nur 49,90 inklusive täglicher Appdejts, und – schwupp – greifen wir zu. Wer läßt sich solche Schnäppchen entgehen?
Dann dürfen wir getrost auch das ganze Gesumse um Online-Durchsuchungen vergessen, und Schäuble kann wie weiland Pilatus seine Hände in Unschuld waschen. Die Telekom hat nun mal das Wanzen- und Läusemonopol in der Republik, da ändert auch das Kartellamt nichts.
Kopf hoch, beim zweiten Versuch wird´s besser werden.