Nebula Andromedae

Nebula Andromedae
Achtung Autofahrer auf allen Straßen der Welt! In Kürze kommt Ihnen dichter Nebel entgegen. Bitte schalten Sie Ihre Lumina Nebularum, pardon, Nebelscheinwerfer ein!
Sie lasen soeben eine Durchsage des Verkehrsfunks aus dem Jahr 2.000.002.007, in Worten Zweimilliardenzwotausendsieben.
Was? So weit sind wir doch noch lange nicht. Klar, doch was sind zwei Milliarden Jahre im Vergleich zur Ewigkeit? Außerdem dauert der Vorgang in seiner Gesamtheit fünf Milliarden Jahre, da kann man sich, sofern man flexibel genug ist, darauf einstellen und zwischendurch sogar neue Nebelscheinwerfer kaufen. Trotzdem aufgepaßt, nicht nur ihr Autofahrer, denn in zwei Milliarden Jahren wird unsere Galaxie, die Milchstraße, mit dem Andromedanebel zusammenscheppern. Es ist also leider nicht nur der Nebel, denn der gibt nach.
Dabei wird alles ganz romantisch beginnen. Die beiden Sternensysteme bewegen sich im Kerzenschein roter und weißer Zwerge aufeinander zu, schnuppernd gewissermaßen, wie beim Kennenlernen zu einem Pennälertanzkurs. Dann aber… na, wie im Geschlechterkampf eben, kennt jeder.
Die Wirtschaft hat den schmorenden Nebelbraten schon lange gerochen und empfiehlt dringend den Kauf von saubilligen Nebelschaufeln made in Schilda, der galaxieberühmten deutschen Stadt.
Nach den Berechnungen der Astrophysiker hat das aber noch weit unangenehmere Folgen für uns, denn der Crash wird unsere Erde wegschleudern. Wohin genau, ist derzeit noch unbekannt. In irgendwelche Außenbezirke, vermutet man. Aha, Vorstadtcharakter. Nix mehr Theater, Oper, Disco, Fun.
Die Deutsche Bahn hat für diese Begleiterscheinung vorgesorgt. Vorausgesetzt, die dämlichen Lokführerstreiks sind dann ein für allemal beendet. Das kann ja wohl auch keine fünf Milliarden Jahre mehr dauern. Suchtrupps sind bereits in stillgelegten Eisenbahnstollen unterwegs, die alte, vertraute Schilder aufspüren sollen: Suche beim Gehen und Stehen festen Halt!
Einer der beiden verantwortlichen Rechengenies vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge freut sich schon heute: „Das ist der erste meiner Fachartikel, der eine Chance hat, in fünf Milliarden Jahren zitiert zu werden.“
Glückwunsch, Meister des Himmels und der Erden!

Quelle: SPIEGEL ONLINE vom 15. Mai 2007